DRESDEN. Mehrere Sechstklässler einer sächsischen Oberschule in Dresden-Gruna sind vergangene Woche von „Integrationsschülern mit Migrationshintergrund“ mit Rasierklingen angegriffen und verletzt worden. Bereits am 19. Mai sei ein Schüler aus der sechsten Klasse von einem ausländischen Mitschüler mit einem Messer bedroht worden, berichtete die Sächsische Zeitung.
Die Polizei hat am Montag beide Vorfälle gegenüber dem Blatt bestätigt. Die Schüler seien durch die Klingen leicht verletzt und mit Zigaretten beworfen worden. Bislang habe die Polizei keine entsprechenden Informationen herausgegeben, weil Kinder und Jugendliche involviert seien, sagte eine Sprecherin. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Mehrere Eltern hätten Anzeige erstattet.
Die Oberschule habe unterdessen mehrere Gespräche mit Eltern und betroffenen Schülern geführt, um das Konfliktpotenzial zu entschärfen. Das Ziel sei, Vorurteile abzubauen, Ängste zu entschärfen und Sachlichkeit in die Debatte zu bringen.
Gewalt gegen Schüler auch in Schleswig-Holstein
Ähnliche Vorfälle ereigneten sich in der Kleinstadt Schwarzenbek in Schleswig-Holstein. In einer Gemeinschaftsschule, an der auch 78 Kinder aus Asylbewerberfamilien unterrichtet werden, soll es wiederholt zu gewalttätigem Verhalten von zehn bis 15 dieser Schüler gekommen sein, berichtete die Bergedorfer Zeitung.
Im sozialen Netzwerk Facebook berichtete ein Vater, seine Tochter sei beim Versuch, ihrer Freundin zu helfen, geschlagen worden. Das Mädchen habe eine Platzwunde und schmerzhafte Prellungen erlitten. Zahlreiche Eltern schilderten daraufhin die Schulhof- und Schulwegerfahrungen ihrer Kinder mit der gewalttätigen Gruppe auf Facebook.
Die Schule habe bereits jemanden eingestellt, der sich um die soziale Integration kümmere und Gespräche führe, sagte Schulleiter Andreas Hartung. Zuvor mußte allerdings ein Dolmetscher gefunden werden.
Ernüchterung beim Verein für Willkommenskultur
Nachdem Eltern auf einer Einwohnerfragestunde von der Angst ihrer Kinder erzählt hatten, betonte der Schulleiter, das Schulgesetz und in dessen Konsequenz auch der Schulverweis gelte auch für Kinder von Asylbewerbern. „Kinder dürfen nicht angstbelastet zur Schule gehen. Wenn gar nichts geht, werde ich klären, ob man Einfluß auf die Aufenthaltsgenehmigung nehmen kann“, versprach Hartung.
Die positive Stimmung in der Stadt sei am Kippen, sagte der ehemalige Sprecher des „Runden Tisch Willkommenskultur“, Christoph Ziehm. „Schlimm ist, daß die Taten einzelner allen angelastet werden.“ Gleichwohl sei die Integration der Asylbewerber ein großes gesellschaftspolitisches Problem. „Syrische Familien hinken uns 50 Jahre hinterher, afghanische sogar 80 Jahre, was das Verständnis für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen angeht“, sagte der ehemalige Willkommenskultur-Sprecher. (mv)