BERLIN. Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, hat vor einer erhöhten Anschlagsgefahr in Deutschland und Europa gewarnt. „Der IS will für seine Anhänger attraktiv bleiben und deshalb Handlungsfähigkeit beweisen“, sagte Münch der Nachrichtenagentur dpa. Sei das nicht mehr durch Gebietsgewinne möglich, dann durch den Aufruf zu weltweiten Anschlägen. „Die Terrorgruppe beansprucht für sich die Vorherrschaft unter den Islamisten.“
Sorgen bereiteten Münch vor allem Rückkehrer aus Kampfgebieten. „Wir haben noch nicht die große Rückreisewelle“, sagte er. Vermutlich werde diese aber irgendwann einsetzen. Von den 820 ausgereisten Islamisten sei ein Drittel wieder in Deutschland. 140 seien in Syrien oder im Irak gestorben. „Bei dem Hauptanteil derjenigen, die noch nicht zurückgereist sind, handelt es sich um Personen, die sich länger dort aufhalten“, erläuterte der BKA-Chef. Diese Personen seien stärker radikalisiert und stellten die Behörden vor größere Herausforderungen.
Ein Drittel der Ausgereisten wieder in der Republik
Die Zahl der „Gefährder“ aus Deutschland sei mit 501 so hoch wie nie. Dabei handele es sich um Personen, denen die Polizei schwere Straftaten bis hin zu Terroranschlägen zutraut. 253 „Gefährder“ seien derzeit im Ausland. „Davon sind 79 in Haft“, sagte der BKA-Präsident. Auch sie müßten die Behörden beobachten, um zu wissen, ob sie sich weiter radikalisieren und mit wem sie sich treffen.
„Wir müssen wissen, was sie tun, mit wem sie kommunizieren und ob sie morgen wieder da sind“, betonte Münch. Dies sei bei ihnen jedoch schwieriger. Demnach sei nicht bei allen klar, wo genau sie sich aufhielten. Seit dem vergangenen Jahr können Sicherheitsbehörden Personalausweise von „Gefährdern“ einkassieren, um zu verhindern, daß sie das Land verlassen. „Die Maßnahmen greifen – es ist nicht mehr ohne weiteres möglich, einfach auszureisen“, sagte Münch. Allein in Deutschland sei bislang eine dreistellige Zahl von Ausreisen verhindert worden. (ls)