KARLSRUHE. Im Fall des niedergestochenen Bundespolizisten am Hauptbahnhof Hannover hat der Generalbundesanwalt nun Anklage erhoben. Verantworten müssen sich dafür laut Erklärung der Bundesanwaltschaft die inzwischen 16jährige Safia S. sowie der 19 Jahre alte syrischstämmige Mohamad Hasan K..
Safia S., die eine deutsche und marokkanische Staatsangehörigkeit besitzt, soll im Auftrag des „Islamischen Staates“ (IS) Ende Februar 2016 bei einer Personenkontrolle versucht zu haben, einen Beamten der Bundespolizei zu töten. Sie ist daher wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung angeklagt. Mohamad K. ist verdächtig von den Plänen gewußt zu haben. Ihm wird vorgeworfen, eine geplante Straftat nicht angezeigt zu haben.
Auftrag in Istanbul erhalten
Den Ermittlern zu Folge soll sich die Schülerin Ende vergangenen Jahres radikalisiert haben und war im Januar nach Istanbul gereist. Dort soll sie Kontakt zu Mitgliedern des IS aufgenommen haben, die ihr beim Grenzübertritt in das von der Terrororganisation beherrschte Gebiet behilflich sein sollten. Bevor ihr die Weiterreise nach Syrien gelang, wurde sie von ihrer Mutter zurück nach Deutschland gebracht.
Noch in Istanbul soll S. jedoch von IS-Angehörigen den Auftrag erhalten haben, in Deutschland eine „Märtyrertat“ durchzuführen. Mohamad K., dem sie schon den Zweck ihrer Reise nach Istanbul offenbart hatte, zog sie wiederum ins Vertrauen und weihte ihn in ihre Anschlagspläne ein.
Bekennervideo und Tatbesprechung per Messangerdienst
Zurück in Deutschland soll die damals 15jährgie über einen Messangerdienst in Kontakt zum IS gestanden und um Hilfe bei der Tatausführung gebeten haben. Einer Kontaktperson schickte sie am Vortag der Tat ein selbstgefertigtes Bekennervideo und besprach ihre Vorgehensweise.
Am 26. Februar 2016 bewaffnete sich die Beschuldigte mit einem Gemüse- und einem Steakmesser und begab sich zum Hauptbahnhof. Dort hielt sie Ausschau nach einem aussichtsreich erscheinenden Opfer. Als zwei Streife gehende Bundespolizisten an ihr vorbeiliefen, folgte sie ihnen und provozierte eine Personenkontrolle. Dabei zog die Jugendliche für die beiden Polizeibeamten völlig unerwartet das Gemüsemesser und stach einem von ihnen gezielt über der Schutzweste in den hinteren Halsbereich. Der Polizist erlitt eine lebensbedrohliche Stichwunde, die operativ behandelt werden musste. (gb)