FRANKFURT/MAIN. Etwa ein Drittel der Asylbewerber vom Westbalkan sind Roma. Nach Erfahrungen mit eingewanderten Zigeunern aus Bulgarien und Rumänien gebe es für Roma seltener Verwendung auf dem deutschen Arbeitsmarkt als für andere Einwanderer, berichtet die Frankfurter Allgemeine.
Dies zeigte sich in der Vergangenheit bereits auch in den Statistiken der Hartz-IV-Empfänger. So stieg beispielsweise der Anteil der Personen aus Bulgarien und Rumänien, die in Deutschland Sozialleistungen beziehen, zwischen 2012 und 2013 um knapp 50 Prozent auf über 41.000.
Gleichzeitig ging der Anteil der erwerbstätigen Rumänen und Bulgaren rapide zurück. Laut dem damaligen Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, habe ein Drittel der Einwanderer aus Rumänien und Bulgarien keine Berufsausbildung und verfüge kaum verwertbare Deutschkenntnisse.
91 Prozent der serbischen Asylbewerber sind Roma
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma widersprach jedoch gegenüber der Faz, daß Roma schlechter in den Arbeitsmarkt zu integrieren seien: „Die Roma sind keine homogene Gruppe, jede Pauschalisierung führt in die Irre“, betonte der Wissenschaftliche Leiter, Herbert Heuß. „Die meisten sind so gut integriert, die nimmt man gar nicht als Roma wahr.“ Ob in der Gastronomie oder in höherqualifizierten Berufen, der deutsche Arbeitsmarkt könne Roma gut gebrauchen, versicherte Weiß.
Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag waren im ersten Quartal 2015 etwa neun Prozent der Asylbewerber aus Albanien und dem Kosovo Roma. Deutlich höher lag ihr Anteil mit 42 Prozent unter den Asylbewerbern aus Montenegro und mit 60 Prozent unter den Bosniern.
Spitzenreiter waren Mazedonien und Serbien: Hier lag der Roma-Anteil unter den Asylbewerbern bei 72 beziehungsweise 91 Prozent. Bereits am Dienstag hatte Serbiens Premierminister Aleksandar Vučić betont, der Großteil der Personen aus Serbien, die Asyl in Deutschland beantragten, seien Roma. Diese flüchteten jedoch nicht aus ihrer Heimat, weil sie dort verfolgt würden, sondern, weil sie deutsche Sozialleistungen wollten.
Grüne gegen weitere sichere Herkunftsstaaten
Unterdessen wird eine Asylrechtsänderung, die die Westbalkanstaaten Albanien, Montenegro und das Kosovo als sichere Herkunftsländer einstufen würde, aufgrund des Widerstands der Grünen immer unwahrscheinlicher. Nachdem sich bereits die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, gegen die Maßnahme ausgesprochen hatte, stößt das Vorhaben der Bundesregierung auch bei Grünen-Landesverbänden auf Widerstand, die an der Regierungen beteiligt sind.
„Wir lehnen das Konstrukt ‘sichere Herkunftsstaaten’ als diskriminierend ab“, sagte der rheinland-pfälzische Grünen-Fraktionschef Daniel Köbler der Welt. Das Asylrecht sei ein individuelles Menschenrecht. Unterstützung erhielt er von der niedersächsischen Grünen-Vorsitzenden Meta Janssen-Kucz: Deutschland müsse „sich endlich der Probleme von Armut, ethnischer Verfolgung und kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan annehmen“, forderte sie gegenüber dem Blatt.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte sich dagegen offen dafür gezeigt, weitere Balkan-Staaten zu sicheren Herkunftsländern zu erklären. Dafür war er von der Grünen Jugend massiv kritisiert worden. (krk)