MÜNCHEN. Überraschende Wendung im NSU-Prozeß. Die Angeklagte Beate Zschäpe hat ihren Verteidigern das Mißtrauen ausgesprochen. Die 39jährige hatte sich am Mittwoch gegenüber einem Justizbeamten entsprechend geäußert. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters bestätigte sie ihren Vertrauensverlust. Prozeßbeobachter spekulieren, Zschäpe wolle entgegen dem Rat ihrer Anwälte nun doch aussagen.
Die Angeklagte hat bis Donnerstagmittag Zeit, dem Gericht die Gründe für den Vertrauensverlust zu erklären. Der Prozeß wurde bis zum kommenden Dienstag ausgesetzt. „Das Ganze hat eine sehr hohe Brisanz“, sagt der Nebenklageanwalt Bernd Behnke nach Angaben der Zeit. Unklar ist noch, ob Zschäpe vom Gericht neue Pflichtverteidiger genehmigt bekommt. In diesem Fall könnte sich das Verfahren um bis zu 30 Tage verlängern, da die Juristen einige Zeit bräuchten, um sich einzuarbeiten.
Ehemaliger Verfassungsschutzspitzel sagt aus
Erst Dienstag hatte der frühere Verfassungsschutz-Spitzel Tino Brandt ausgesagt. Zschäpe sei „keine dumme Hausfrau“ gewesen und habe an „politischen Sachen“ aktiv teilgenommen.
Die Glaubwürdigkeit Brandts, der in den neunziger Jahren Geld des Inlandsgeheimdienstes zum Aufbau des rechtsextremen „Thüringer Heimatschutzes“, in deren Umfeld auch Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos agierten, genutzt hatte, ist allerdings umstritten. Derzeit sitzt er in Thüringen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Zuhälterei vor. Er soll mehrere Minderjährige an Freier vermittelt haben. (ho)