BERLIN. Der frühere SPD-Politiker Sebastian Edathy wurde nach eigenen Angaben von einem Parteifreund über die Kinderporno-Ermittlungen gegen ihn informiert. Demnach habe der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann ihn im November 2013 über die Erkenntnisse des Bundeskriminalamtes unterrichtet.
Hartmann, der im Juli wegen Drogenkonsums als innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion zurückgetreten war, wies die Vorwürfe zurück. „Die Darstellung von Herrn Edathy ist unzutreffend“, schrieb Hartmann in einer persönlichen Erklärung. Auch habe er nicht, wie von Edathy behauptet, auf Informationen des damaligen BKA-Präsidenten Jörg Ziercke zurückgegriffen.
Hartmann bestreitet Vorwürfe
Laut Hartmann sei vielmehr Edathy auf ihn zugekommen. „Er teilte mir weiterhin mit, daß das von ihm erworbene legale Material auch über Amazon zu erhalten sei.“ Er versuchte daraufhin, sich um Edathy zu kümmern. Mehr könne er wegen der aktuellen Untersuchungen nicht sagen, betonte Hartmann.
Edathy, der sich derzeit in Nordafrika aufhalten soll, muß sich ab Februar wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornographie vor Gericht verantworten. Zudem wurde ein Untersuchungsausschuß des Bundestages gebildet, der den Fall und die etwaige Verstrickung weiterer Parlamentarier in die Affäre beleuchten soll.
Bund der Kriminalbeamten: Edathy wurde informiert
Unterdessen zeigte sich der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz, sicher, daß Edathy vorab über die Ermittlungen gegen ihn informiert wurde. „Für einen Kriminalisten stand es zu keinem Zeitpunkt außer Frage, daß Edathy vor den bevorstehenden kriminalpolizeilichen Maßnahmen gewarnt worden sein muß“, sagte Schulz der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Auch der „angebliche Diebstahl seines Dienst-Laptops dürfte in den Bereich der Fabel gehören“, erklärte Schulz weiter. Edathy hatte behauptet, dieser sei auf einer Reise in die Niederlande verschwunden. (ho)