BONN. Kaum in den Stadtrat eingezogen, sind die Piraten in Bonn bereits ins erste Fettnäpfchen getreten. Kurz nach der Wahl liefert sich die Partei mit den Grünen einen skurrilen Streit über Schwulenfeindlichkeit und Islamhaß.
Hintergrund sind Gespräche der beiden im Bonner Stadtrat vertretenen Piraten mit der islamischen Kleinpartei BIG (Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit), die der türkischen Regierungspartei AKP nahestehen soll. Die BIG wetterte in der Vergangenheit unter anderem gegen Thilo Sarrazin. Brisant: 2011 zog die Partei in Berlin gegen ein „Schulfach Schwul“ zu Felde.
Piraten homophob, Grüne Islamfeindlich
Die Bonner Grünen übten deswegen harsche Kritik an den Piraten. „Mit offensiv homophoben Parteien verhandelt man nicht. Die Piraten schaden damit ihrer Glaubwürdigkeit im Kampf für Toleranz gegenüber sexueller Identität, an dem sie sich bisher löblich beteiligt haben. Das ist sehr schade, ärgerlich und unnötig“, sagte Ratsmitglied Tim Achtermeyer.
Die Grüne Jugend drohte zudem mit Konsequenzen: „Mit solch einer Partei sollten die Piraten weder verhandeln, noch sich über eine Zusammenarbeit unterhalten. Gleichzeitig wird dadurch aus unserer Sicht eine Koalition der Piraten mit den Grünen in hohem Maße erschwert.“
Die Piraten reagierten in einer Mitteilung verärgert auf die Vorwürfe und warfen den Grünen nun Islamfeindlichkeit vor: „Seitdem die Wahlergebnisse veröffentlicht wurden, werden die Piraten von den islamophoben Teilen der Grünenfraktion mit Unterstellungen und falschen Tatsachenbehauptungen überzogen.“ Zudem würden die Piraten mit „allen demokratischen Parteien sprechen“. Bisherige andere Gesprächspartner: Die Linkspartei. (ho)