BERLIN. Deutsche Medien schüren in der Bevölkerung angeblich Ängste gegen Moslems. Zu diesem Schluß kommt eine Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Es herrsche eine „große Kluft zwischen negativem Medienbild von Zuwanderern und weitgehend positiver Alltagserfahrung in der Einwanderungsgesellschaft“, kritisiert die Studie.
Zwar loben die Autoren von „Muslime in der Mehrheitsgesellschaft: Medienbild und Alltagserfahrungen in Deutschland“ sichtliche Fortschritte in letzter Zeit. „So werden beispielsweise erfolgreiche Zuwanderer mit öffentlicher Relevanz als Prominente präsentiert.“ Doch überwiege in den Medien nach wie vor eine negative Berichterstattung über den Islam. Dies könnte „zu einer nachhaltigen Verschlechterung des Integrationsklimas führen“, wird in der Studie befürchtet.
Redakteuere sollen „interkulturelle Kompetenzen“ erwerben
Als Empfehlung spricht sich die Studie für „externen Schulungs- oder Beratungsmaßnahmen“ aus, durch die Redakteure „interkulturelle Kompetenzen“ erwerben sollen. „Programm- beziehungsweise Redaktionsleitungen sollten vermehrt Prozesse und Standards einführen, die eine sachlichere Berichterstattung des Themas Islam sicherstellen.“
Dazu gehöre beispielsweise auch, künftig kritisch zu hinterfragen, ob ein Bericht über Jugendkriminalität überhaupt mit dem Islam in Verbindung gebracht werden müsse, „nur weil ein Teil der Jugendlichen, die Gegenstand des Berichtes sind, einen Migrationshintergrund eines muslimisch geprägten Landes hat“. Eine Reduktion auf den Islam könne bei Einwanderern zu „Diskriminierungserfahrungen“ führen, warnen die Autoren.
Dem Sachverständigenrat gehören acht Stiftungen an: Stiftung Mercator, VolkswagenStiftung, Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Körber-Stiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und Vodafone Stiftung Deutschland. (FA)