STUTTGART. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich für eine Aufarbeitung der Rolle von Pädophilie-Befürwortern in der Anfangszeit seiner Partei ausgesprochen. „Ich habe auf einer Landesvorstandssitzung vorgeschlagen, daß wir uns das mal überlegen sollten“, sagte Kretschmann nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dies sei dann sicher auch ein Thema, daß in der Bundespartei besprochen werden müsse.
Anlaß ist die Verleihung des Theodor-Heuss-Preises an den Grünen Europa-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit. Da Cohn-Bendit in den siebziger und achtziger Jahren als Befürworter von Pädophilie aufgetreten war, hatte es starke Kritik an der Preisverleihung gegeben. Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hatte es wegen Cohn-Bendits Äußerungen über Intimitäten mit Kindern abgelehnt, die Laudatio auf den Grünen-Politiker zu halten.
„Stadtindianer“ tyrannisierten Parteitage
Kretschmann äußerte sich am Dienstag kritisch zu den Pädophilie-Befürwortern in der Gründungszeit der Grünen. Parteitage seien damals von „Stadtindianern“ regelrecht tyrannisiert worden. „Meine Kinder waren damals im Kindergartenalter, ich habe höchst allergisch und außerordentlich ablehnend reagiert“, sagte der Grünen-Landeschef.
Eine entsprechende Untersuchung der eigenen Parteigeschichte sei aber nur sinnvoll, wenn es dazu auch ausreichend Quellen gebe. Dies sei in Baden-Württemberg möglicherweise nicht der Fall. (krk)