BERLIN. Der ehemalige CSU-Generalsekretär Thomas Goppel hat die Abschaffung des Optionsmodels im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD kritisiert. Damit könne die Büchse der Pandora aufgemacht werden, befürchtete Goppel gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. SPD und Grüne rechneten schon lange damit, daß ihnen der Doppelpaß neue Wähler beschere. Doch dieses Kalkül verschwiegen sie und schmückten sich statt dessen mit der „honorigen Argumentation des Gutmenschen“, kritisierte der CSU-Landtagsabgeordnete.
Staatsbürgerschaft habe aber etwas mit Identität zu tun, die aus Vertrauen und Loyalität wachse und auch eine Mitverantwortung beinhalte. Mit ihrer Zustimmung zum Doppelpaß relativiere die Union diesen Gedanken. „Denn wer in einem Hotel übernachtet, der hat eine andere Beziehung zum Dach, unter dem er ausruht als der, der sich in den eignen vier Wänden geborgen wie“, unterstrich Goppel. Die Heimat könne man nicht wie ein Hemd wechseln. So wie das Land für einen Rückgrat zeige, so müsse es auch erwarten dürfen, daß der einzelne nicht kneife, wenn es ums Ganze gehe.
Parteiführung nahm Thema offenbar nicht so wichtig
Warum gerade CSU-Chef Horst Seehofer sich vehement für die Abschaffung der Optionspflicht für Kinder ausländischer Eltern eingesetzt habe, konnte Goppel nicht sagen. „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, in der alle – sogar Papst Franziskus – lange gültige Grundsätze überdenken Vorreiterrollen allerdings wollen immer bedacht sein“, gab der CSU-Politiker zu bedenken.
Offenbar hätten manche in der Parteiführung dem Thema einen schwindenden Stellenwert beigemessen. Dabei hätte die Tatsache, daß die Frage der doppelten Staatsbürgerschaft bei Rot-Grün das „Siegel der Unverzichtbarkeit“ trage, alarmieren müssen. (krk)
> Das gesamte Interview mit Thomas Goppel ist in der aktuellen Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT Nr. 50/13 erschienen