BERLIN. Die Linkspartei streitet über ihr Verhältnis zum kubanischen Diktator Fidel Castro. Die Parteispitze gab bekannt, daß sie in diesem Jahr Castro nicht zum Geburtstag gratuliert habe. Diese bemerkenswerte Mitteilung (darüber etwas nicht getan zu haben) steht im Gegensatz zu Teilen der linken Basis.
Castro wurde am Montag 86 Jahre alt. Auf ein Glückwunschschreiben aus Berlin hat er jedoch vergeblich gewartet. „Wir haben, glaube ich, gerade drängendere Probleme“, sagte Parteichef Bernd Riexinger.
Am 85. Geburtstag hatten die Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst dem früheren Staatschef zu einem „kampferfüllten Leben und erfolgreichen Wirken“ gratuliert und „beispiellose soziale Errungenschaften“ auf Kuba gelobt. Das Schreiben hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Lötzsch und Ernst rechtfertigten sich damit, der Brief sei automatisch erstellt worden.
Nun also der Rückzieher der Parteispitze, die sich mit dem Diktator nicht mehr gemeinmachen will. Am linken Rand hingegen hat Castro noch Anhänger. So gratulierte die Junge Welt auf der Titelseite ihrer Druckausgabe („Danke, Comandante!“). Die „Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba“ tat es in einer Anzeige („Vorbild für alle progressiven Kräfte“).
Die Linkspartei-Arbeitsgemeinschaft „Cuba si“ hingegen verkniff sich mit Blick auf die neue Parteilinie Solidaritätsbekundungen. Und in eher dem gemäßigten Parteiflügel zugehörigen Internetforen wie „Lafontaines Linke“ wurde der Verzicht auf Glückwünsche für den Diktator positiv kommentiert. So schreibt Bodo Goldmann: „Wieder ein Geburtstags-Glückwünsche für Castro wäre ein völlig falsches Signal gewesen.“
Eine Haltung, der allerdings auch widersprochen wird. So antwortet ein anderer Parteigenosse: „Armselig von der Parteiführung. Genau so will man sie haben, handzahm, opportunistisch, lächerlich.“ Und Jens Raabe meint dazu: „Bis jetzt hatte die neue Spitze bei mir Schonzeit! Nu nicht mehr.“ (rg)