BERLIN. Der tödliche Überfall auf einen jungen Mann in Berlin hat die Diskussion über die Sicherheit in der Hauptstadt neu entfacht. Polizei und Politik sprachen von einer gesunkenen Hemmschwelle zur Gewalt, die nicht mehr akzeptierbar sei.
Der 20 Jahre alte Sohn einer Thailänderin und eines Deutschen hatte in der Nacht zu Sonntag den Geburtstag eines Freundes in einer Bar am Alexanderplatz gefeiert. Gegen drei Uhr morgens verließ er den Club mit zwei 25 und 29 Jahre alten Bekannten. Da der 25jährige kaum noch in der Lage war, zu gehen, wollte ihn das spätere Opfer auf einen Stuhl vor einem geschlossenen Lokal setzen, um ein Taxi zu rufen.
Zeugen beschreiben Täter als Türken oder Araber
Ohne Vorwarnung nährte sich plötzlich ein Unbekannter dem jungen Mann, ging auf ihn los und schlug ihn nieder. Als der 20jährige sich wieder aufrappeln wollte, erhielt er einen Faustschlag ins Gesicht und ging erneut zu Boden. Gleichzeitig wurde er von einem weiteren Täter massiv getreten, wobei er schwerste Kopfverletzungen erlitt.
Als einer seiner beiden Freunde (29) ihm zu Hilfe eilen wollte, wurde auch er von der mittlerweile auf sieben Personen angewachsenen Gruppe attackiert, die daraufhin unerkannt flüchtete. Zeugen beschrieben die Angreifer als „türkische oder arabische Männer“.
Opfer erliegt Verletzungen
Den alarmierten Rettungskräften gelang es zwar, das leblose Opfer noch am Ort des Überfalls zu reanimieren, laut den Ärzten im Krankenhaus gab es jedoch keine Hoffnung, daß er den Angriff überleben werde. Am Montag bestätigten Angehörige des jungen Mannes der B.Z., daß der 20jährige seinen Verletzungen erlegen ist.
Der Vorsitzende des Innenausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Peter Trapp (CDU), zeigte sich von der Tat entsetzt. „Man sieht leider mehr und mehr, daß die Hemmschwelle zum Einsetzen von Gewalt drastisch sinkt“, sagte er nach einem Bericht der Berliner Morgenpost. Zudem forderte er die Justiz auf, durch Urteile deutlicher als bisher klarzumachen, daß so etwas nicht geduldet werde. Die Urteile müßen abschrecken.
Polizei spricht von gesamtgesellschaftlichem Problem
Der Geschäftsführer der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin, Klaus Eisenreich, sprach hingegen von einem gesamtgesellschaftlichen Problem. „Der Begriff Ordnung ist in Deutschland leider negativ belegt, man gilt als ordentlicher Mensch gleich als Spießer. Das macht sich auch in vielen Familien bemerkbar, oftmals findet Erziehung nicht mehr in dem Maße statt, wie es erforderlich wäre. Dazu gehört auch, den Kindern Gewaltlosigkeit zu vermitteln“, beklagte er gegenüber dem Blatt.
Die Menschen kümmerten sich nicht mehr umeinander. Dies führe dazu, daß die Hemmschwelle zur Gewalt sinke und nicht einmal mehr vor wehrlosen Opfern haltgemacht werde.
Henkel fordert schonungslose Debatte über Gewaltspirale
Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte am Montag, mit der abscheulichen Tat sei „eine rote Linie weit überschritten worden. „Wir setzen alles daran, daß diese Verbrecher schnell gefaßt und dann hoffentlich so lange wie möglich weggesperrt werden. Hier kann und darf es nicht die geringste Nachsicht geben. Wer soviel Leid über andere bringt, der darf nicht darauf setzen, daß Gesellschaft und Justiz Verständnis aufbringen.“
Auch müsse es endlich eine schonungslose Debatte über solche Gewalt geben, forderte Henkel. Er habe bereits im April versucht, eine entsprechende gesellschaftliche Diskussion anzustoßen. Leider sei die Resonanz darauf sehr gering gewesen. „Wir dürfen aber nicht die Augen vor diesem Problem verschließen und stillschweigend zusehen, wie sich Verrohung und Gefühlskälte in unserer Mitte breit machen und Hemmschwellen sinken“, warnte der CDU-Politiker. (krk)