BERLIN. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hat Politik und Medien vorgeworfen, die Euro-Krise herbeizureden. Der Euro sei die zweitwichtigste Währung der Weltwirtschaft und bisher stabiler als der amerikanische Dollar und als die D-Mark in ihren letzten zehn Jahren. „Alles Gerede und Geschreibe über eine angebliche ‘Krise des Euro’ ist leichtfertiges Geschwätz von Medien, von Journalisten und von Politikern“, sagte Schmidt am Wochenende auf dem SPD-Bundesparteitag in Berlin.
Warnende Stimmen vor einer europäischen Transferunion bezeichnete er als „schädliche Kraftmeierei“. Eine gemeinsame Verschuldung sei zwangsläufig unvermeidbar. Die Deutschen dürften sich dem nicht aus national-egoistischen Erwägungen verweigern.
Bundesrepublik braucht Schutz vor sich selbst
Deutschland dürfe sich nicht in eine europäische Führungsrolle drängen lassen, mahnte Schmidt: „Wenn wir Deutschen uns verführen ließen, gestützt auf unsere ökonomische Stärke, eine politische Führungsrolle in Europa zu beanspruchen oder doch wenigstens den Primus inter pares zu spielen, so würde eine zunehmende Mehrheit unserer Nachbarn sich wirksam dagegen wehren.“
Die wahrscheinlichen Konsequenzen einer solchen Entwicklung wären für die EU verkrüppelnd, warnte der Altkanzler. Deutschland würde in eine Isolierung fallen. Die große und leistungsfähige Bundesrepublik brauche – auch zum Schutz vor sich selbst – die Einbettung in die europäische Integration.
„Wir Deutschen haben Grund zur Dankbarkeit“
Die Deutschen hätten zudem die große Wiederaufbauleistung der vergangenen sechs Jahrzehnte nicht allein und aus eigener Kraft, sondern mit Hilfe der westlichen Siegermächte, der Nachbarländer und durch die Einbettung in die europäische Gemeinschaft sowie das atlantische Bündnis zustande gebracht, gab Schmidt zu bedenken.
„Wir Deutschen haben Grund zur Dankbarkeit. Und zugleich haben wir die Pflicht, uns der empfangenen Solidarität würdig zu erweisen durch unsere eigene Solidarität mit unseren Nachbarn!“ (krk)