HAMBURG. Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) hat sich gegen einen Parteiausschluß Thilo Sarrazins ausgesprochen. „Ich habe von Anfang an gesagt: Der Parteiausschluß Sarrazins ist der falsche Weg“, sagte Schmidt der Bild-Zeitung.
Er stimme zwar nicht allen Äußerungen Sarrazins zu, aber was die Integrationsbereitschaft und -fähigkeit vieler Moslems betreffe, habe der frühere Berliner Finanzsenator recht: „Wer vom Säuglingsalter an in einer völlig europafremden Umgebung groß geworden ist – mit völlig anderem Verhalten gegenüber dem Vater, gegenüber Frauen, mit einem anderen Ehrbegriff –, der lebt sich sehr viel schwerer in die deutsche Gesellschaft ein“, kritisierte Schmidt. Sarrazins Auffassung von der Verbindung zivilisatorischer Traditionen anderer Völker mit der Vererbung von Genen teile er jedoch nicht.
Schmidt warnt vor EU-Beitritt der Türkei
Zu einer möglichen Integration der in Deutschland lebenden Moslems, äußerte sich Schmidt skeptisch. Er wisse zwar, daß es viele integrierte Moslems gebe, „allerdings habe ich erst recht keine positive Prognose, wenn wir weiterhin den Beitritt der Türkei zur EU in Aussicht stellen“. Dann hätten zig Millionen Moslems freien Zugang zu ganz Europa und würden die Arbeitsmärkte und Sozialsysteme überschwemmen, so Schmidt.
„Da könnten wir auch gleich Algerien, Marokko, Libanon, Syrien mit einplanen. Und deren Konflikte – etwa zwischen Kurden und Türken – fänden dann in unseren Städten statt. Das wäre eine gewaltige Fehlentwicklung“, warnte der Altkanzler. (krk)
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