BERLIN. In Berlin ist am Donnerstag mit mehreren Veranstaltungen der Opfer des Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953 gedacht worden.
Politiker und Vertreter von Opferverbänden legten am Denkmal für die Opfer des 17. Juni am Finanzministerium (dem ehemaliges Haus der Ministerien der DDR) Kränze nieder.
Die Leiterin des Berliner Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, bedauerte, daß Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nicht anwesend war, obwohl dieser eingeladen worden sei. Wowereit hatte statt dessen eine Dreiviertelstunde zuvor einen Kranz an der Gedenkstätte niedergelegt.
Hildebrandt sagte, es sei vor allem den Kämpfern des 17. Juni zu verdanken, daß die Deutschen heute in Freiheit und Demokratie leben könnten. Die Museumsleiterin brachte erneut ihre Unzufriedenheit über das Denkmal zum Ausdruck, das aus einer in den Boden eingelassenen historischen Fotografie besteht.
„Stunde der Patrioten“
Im Winter könne man die Gedenktafel bei Schneefall nicht sehen, im Herbst liege Laub darauf und im Sommer Staub. Weiterhin hätten Kinder die Tafel bereits für eine Schlittschuhbahn gehalten, kritisierte Hildebrandt.
Der CDU-Landesvorsitzende Frank Henkel betonte in seiner Rede die Kontinuität, die es von 1953 bis zu den Umwälzungen im ehemaligen Ostblock zu Beginn der neunziger Jahre gebe. Die Aufstände von 1953, 1956 in Ungarn, 1968 in der Tschechoslowakei und 1989 in Peking hätten alle eine Gemeinsamkeit: „Es gab einen großen Riß zwischen dem, was man Regierung nannte, und dem, was man Volk nannte.“
Er habe in seiner Schulzeit noch gelehrt bekommen, daß der Volksaufsand des 17. Juni ein „faschistischer Putsch“ gewesen sei, was Henkel als „Volksverdummung“ bezeichnete. Es gehe nun darum, „in unseren Köpfen das Denkmal für die deutschen Patrioten des 17. Juni zu bewahren“, sagte er. Mitglieder der CDU und der Jungen Union zeigten Schilder, auf denen sie mit Aussagen wie „Die Stunde der Patrioten“ oder „17. Juni – wir vergessen nicht“ Stellung bezogen.
Lammert: „Wissen lebendig halten“
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) würdigte den 17. Juni 1953 in einer Feierstunde des Deutschen Bundestages als einen Tag der Ermutigung. Alle seien gefordert, das Wissen um den Volksaufstand lebendig zu halten.
„Wir können uns an diesem Tag mit Stolz einer Traditionslinie deutscher und europäischer Freiheitsgeschichte vergewissern, die länger als anderthalb Jahrhunderte zurückreicht“, sagte er im Parlament.
Der Berliner Senat stellte unterdessen 560.000 Euro für die psychologische Beratug traumatisierter SED-Opfer zur Verfügung.
Bei dem Volksaufstand, der von Ost-Berliner Bauarbeiter ausgegangen war und an dem sich schätzungsweise zwischen 400.000 und 1,5 Millionen Menschen beteiligt hatten, verloren mindestens 55 Teilnehmer ihr Leben. Viele weitere wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. (LE)