MÜNCHEN. Der Prozeß gegen den ehemaligen Wehrmachtsoffizier Josef S. (90), dem die Verantwortung für ein Massaker in der Toskana im Juni 1944 vorgeworfen wird, scheint kein Ende zu nehmen. Am Freitag wurde die Sitzung kurz vor Abschluss des letzten Plädoyers der Verteidigung auf Beschluss des Gerichts unterbrochen.
Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl begründete dies mit der Müdigkeit des Angeklagten, obwohl dieser und auch die Verteidigung unbedingt fortfahren wollten. Zuvor hatten Klaus Goebel, der völker- und menschenrechtliche Aspekte behandelte, und Christian Stünkel nach einer Würdigung der Beweismittel jeweils auf Freispruch plädiert.
Als dritter und letzter Verteidiger beleuchtete Rainer Thesen die militärhistorischen Zusammenhänge. Dabei legte er einen alternativen Geschehensablauf vor, den er für wesentlich wahrscheinlicher hält als den von der Staatsanwaltschaft präsentierten. Am 16. Juli wird der Prozeß mit dem kompletten Plädoyer von Thesen fortgesetzt, ehe es mit der Verlesung zweier Urkunden, auf welche sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung Bezug genommen haben, noch einmal in die Beweisaufnahme geht. Das Urteil wird frühestens am 22. Juli gesprochen. (RH)