KÖLN. Zum 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs wurde auf dem Appellhofplatz in der Kölner Innenstadt ein Denkmal für Deserteure und „Opfer der Militärjustiz“ eingeweiht. Bei dem Werk des Schweizer Künstlers Ruedi Baur handelt es sich um eine von einem Metallgerüst getragene Pergola, die aus farbigen Aluminiumbuchstaben besteht.
„Das Denkmal ist von nationaler Bedeutung“, sagte Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, das als Veranstalter der Einweihungsfeier fungierte. Bei dem Monument handele es sich um das erste Denkmal, das mit der Zustimmung einer Stadt auf öffentlichem Grund errichtet wurde. Der Beschluß zur Errichtung geht auf einen Antrag der Linkspartei im Kölner Stadtrat zurück, der mit den Stimmen von SPD, Grünen, FDP und CDU angenommen wurde.
Von DKP bis CDU für das Denkmal
Die Einweihungsveranstaltung fand allerdings unter Polizeischutz statt, weil eine Gegendemonstration angekündigt war. Diese wurde jedoch vom Oberverwaltungsgericht Münster untersagt.
„Daß ich an dieser Stelle hier die Polizei begrüßen muß, ist eigentlich unerträglich“, meinte dazu die bei der Einweihung erschienene Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD). „Hoffen wir, daß die braune Soße wegbleibt“, rief die Politikerin den rund 300 überwiegend aus linken Gruppierungen stammenden Veranstaltungsbesuchern entgegen. Scho-Antwerpes ist die Ex-Ehefrau des ehemaligen Kölner Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes, der während seiner Amtszeit Hilfstransporte für das kommunistische Kuba organisierte und 1998 von Fidel Castro persönlich mit dem kubanischen Freundschaftsorden ausgezeichnet wurde.
Das Denkmal sei zunächst von „einzelnen Bürgern“ initiiert worden, heißt es von Seiten des NS-Dokumentationszentrums. Auch die Deutsche Kommunistische Partei soll dabei mit im Boot gewesen sein. „Von der DKP bis zur CDU haben sich alle bis auf NPD und Pro Köln für das Denkmal ausgesprochen“, verrät ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums. Eine später gebildete Projektgruppe sei mit ihrem Anliegen zuvor an die Linkspartei herangetreten, die die Idee eines Denkmals für Wehrmachtsdeserteure aufgegriffen und einen entsprechenden Antrag in den Stadtrat eingebracht habe. „Wir haben dann versucht, den Antrag der Linkspartei umzusetzen“, erklärte Elvira Högemann vom Kölner Friedensforum, die gleichzeitig auch Mitglied der Projektgruppe ist.
Kritik an Auslandseinsätzen der Bundeswehr
Für den ehemaligen Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann ging mit der Einweihung „ein langer Traum in Erfüllung.“ Der 87jährige war 1942 in Frankreich fahnenflüchtig geworden, als er sich mit Hilfe französischer Freunde in die USA absetzen wollte. Dabei war er an der Demarkationslinie von einer deutschen Zollstreife gefaßt und zum Tode verurteilt worden.
Weil sein Vater über gute Wehrmachtskontakte verfügte, überlebte er. Die Todesstrafe war in eine zwölfjährige Zuchthausstrafe umgewandelt worden. Baumann, der heute Vorsitzender der „Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz“ ist, kritisierte in diesem Zusammenhang auch das Engagement der Bundeswehr in Afghanistan sowie den von der rot-grünen Bundesregierung mitgetragenen Kosovo-Krieg. „Was haben wir da zu suchen?“, fragte der ehemalige Marinegefreite und merkte an: „Was würden wir sagen, wenn Afrikaner plötzlich an Rhein und Alpen einmarschieren?“