LONDON. Die Mehrheit der Briten wünscht sich, daß mehr britische und englische Fahnen an öffentlichen Orten gehißt werden. Laut einer Umfrage der Organisation More in Common würden 58 Prozent der Briten es begrüßen, wenn der Union Jack sowie die St-Georgs-Fahne häufiger an öffentlichen Plätzen wie Straßenlaternen oder Kreisverkehren angebracht werden würden, berichtet die Daily Mail.
Die Umfrage wurde in Auftrag gegeben, nachdem Tausende Briten die traditionell englische St.-Georgs-Fahne an öffentlichen Orten gehißt hatten – zuvor hatten verschiedene Gruppen wie „Operation Raise the Colours“ in sozialen Medien zum Hissen der Fahne aufgerufen. In einigen Orten wie Tower Hamlets oder Birmingham gingen Behörden gegen die Aktion vor und ließen die Fahnen entfernen.
Full set of St Georges Flags along the A259 South Coast Road #brighton pic.twitter.com/2Lo6PWMHys
— eddie mitchell (@brightonsnapper) August 22, 2025
Die Behörden in Birmingham nannten Sicherheitsbedenken als Grund für die Entfernung des Nationalsymbols. In der ostenglischen Grafschaft Essex wurde ein Mann verhaftet, nachdem er die weiß-rote Symbolik auf die Fassade mehrerer Häuser gemalt hatte. Nach Angaben der Polizei soll er nicht bloß Eigentum beschädigt, sondern während der Aktion auch verbal gegen anwesende Migranten vorgegangen sein, wie die BBC berichtet.
Unbekannte attackieren Fahnen-Anbringer
Besonders Wähler der konservativen Tories und der rechten Partei Reform UK beurteilen das Zeigen der Fahnen positiv. Insgesamt 72 Prozent der Tory-Wähler befürworten dies, unter Reform-UK-Wählern sind es 83 Prozent. Zum Vergleich: Unter Wählern der Labour-Partei ist eine Mehrheit von 53 Prozent dagegen.
Insgesamt 41 Prozent aller Befragten glauben, daß die Aktion in erster Linie Stolz auf Großbritannien ausdrücken soll. Weitere 42 Prozent glauben jedoch, daß es sich vor allem um ein politisches Zeichen gegen Einwanderung handelt. Etwa die Hälfte der Befragten – 49 Prozent – gab an, daß es einen Einfluß auf ihre Meinung über ihren Nachbarn haben würde, sollte dieser eine Union-Jack- oder St.-Georgs-Kreuz-Flagge hissen.
Vergangene Woche waren in den sozialen Netzwerken Videos aufgetaucht, in denen ein blutüberströmter Mann behauptete, beim Aufhängen von St.-Georgs-Fahnen mit einem Molotow-Cocktail attackiert worden zu sein. Weitere Aufnahmen zeigten eine brennende Flasche, die auf dem Boden lag. Die Person, die das Video filmte, erklärt währenddessen: „Wir haben Flaggen aufgehängt und wurden mit einer Benzinbombe beworfen.“
Es sei „nichts Rassistisches daran, die Flagge seines Landes zu hissen“
Einer der Betroffenen berichtete der Presse später, es sei „natürlich beunruhigend, solche Feindseligkeiten zu sehen“, es werde sie aber nicht davon abhalten, „unsere Flagge mit Stolz zu hissen“. Die Tatsache, daß Leute sie dabei angriffen, bestärke sie „nur noch mehr darin, zu dem zu stehen, was wir sind“.
Eine Woche zuvor hatte die konservative Abgeordnete Kemi Badenoch davor gewarnt, die Fahnen zu entfernen – da dies ethnische Spannungen schüren könnte. Es sei „nichts Rassistisches daran, die Flagge seines Landes zu hissen“, ebenso wie es nicht extremistisch sei, „Stolz für sein Land zu empfinden“.
Starmer verteidigt Fahnen-Aktion
Labour-Politiker, die versuchten, die Kampagne zu stoppen, würden ethnischen Minderheiten zudem fälschlicherweise die Botschaft vermitteln, daß die Fahne sie nicht repräsentiere. Lokale Behörden, die St.-Georgs-Fahnen entfernten, palästinensische Fahnen sowie Black-Lives-Matter-Symbole jedoch hängenlassen würden, ließen eine „Doppelmoral“ erkennen, sagte Badenoch.
Der britische Premierminister Keir Starmer (Labour) hatte zuvor erklärt, er unterstütze das Zeigen der Nationalfarben „absolut“: Auch an der Downing Street würden regelmäßig Flaggen wehen, etwa wenn die englischen Nationalmannschaften anträten. Zugleich betonte Starmer, er sei stolz, „ein Brite und ein Patriot“ zu sein. (lb)