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Nahost: Iran startet symbolische Raketenangriffe auf US-Stützpunkte

Nahost: Iran startet symbolische Raketenangriffe auf US-Stützpunkte

Nahost: Iran startet symbolische Raketenangriffe auf US-Stützpunkte

Iranische Raketen über Katar. Foto: X/@sentdefender
Nahost
 

Iran startet symbolische Raketenangriffe auf US-Stützpunkte

Nach Luftangriffen der USA feuert der Iran Raketen auf einen amerikanischen Stützpunkt in Katar. Doha spricht von einer Verletzung seiner Souveränität. Washington reagiert bislang nicht militärisch.
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DOHA. Der Iran hat als Reaktion auf amerikanische Luftschläge gegen seine Nuklearanlagen mehrere Raketen auf US-Militärstützpunkte im Nahen Osten abgefeuert. Ziel war vor allem die Luftwaffenbasis Al Udeid in Katar, wie ein israelischer Regierungsvertreter bestätigte. Auch Raketenstarts in Richtung Irak wurden gemeldet, laut Medienberichten wurde dort jedoch lediglich Luftalarm ausgelöst.

Iranischen Angaben zufolge handelte es sich um eine Operation unter dem Namen „Verheißung des Sieges“. Die Revolutionsgarden sprachen von einem „verheerenden und kraftvollen“ Angriff auf die zentrale US-Kommandozentrale in der Region.

Antwort auf US-Schlag gegen Atomanlagen

Am Wochenende hatten US-Bomber mit bunkerbrechenden GBU-57-Bomben die Anlagen in Fordo und Natans zerstört. Gleichzeitig schlugen Tomahawk-Raketen von U-Booten in Isfahan ein. Die iranische Führung verurteilte die Angriffe als Verstoß gegen das Völkerrecht.

Teheran macht Israel mitverantwortlich. Die Angriffe der USA seien Ergebnis „zionistischer Intrigen“, heißt es. Bereits am 13. Juni habe der Iran nach eigenen Angaben „sensible militärische und industrielle Ziele“ in Israel beschossen. Zugleich beschuldigte die Führung in Teheran die israelische Armee, zuvor ranghohe iranische Kommandeure, Wissenschaftler und Zivilisten getötet zu haben.

Religiöse Symbolik, strategisches Kalkül

Der Angriff sei vom Kommandozentrum „Khatam al-Anbiya“ und dem Nationalen Sicherheitsrat genehmigt worden. Die Raketen seien unter dem Codewort „Ya Aba Abdillah al-Hussain“ abgefeuert worden – ein Verweis auf den beginnenden Trauermonat Muharram. Der Iran sprach von einem „klaren Signal“ an Washington. US-Basen in der Region seien keine Stärke, sondern eine Schwachstelle. Die Ära von Angriff und Rückzug sei vorbei, hieß es in der Erklärung.

Die iranische Armee kündigte für den Fall weiterer US-Angriffe eine Eskalation an. Wiederholte feindliche Handlungen würden den Rückzug der Amerikaner aus Westasien beschleunigen und zur „Auslöschung der zionistischen Krebsgeschwulst“ führen, erklärte das Militär.

Präsident Masoud Pezeshkian schrieb kurz vor dem Angriff auf der Plattform X: „Wir haben den Krieg weder begonnen, noch haben wir darum gebeten; aber wir werden die Aggression gegen den großen Iran nicht unbeantwortet lassen.“

Irans Präsident Masoud Pezeshkian steht in einem Sitzungssaal des Parlaments in Teheran. Er trägt eine dunkle Jacke und einen weiß karierten Schal über den Schultern. Im Hintergrund hängt ein großes Porträt von Ajatollah Ali Chamenei an der Wand. Neben Pezeshkian ist ein weiterer Mann hinter einem Pult zu sehen. Die Szene spielt sich am 16. Juni 2025 ab. Irans Präsident Masoud Pezeshkian bei einer Parlamentssitzung in Teheran – unter den Augen des Revolutionsführers. Foto: IMAGO / ZUMA Press Wire
Irans Präsident Masoud Pezeshkian bei einer Parlamentssitzung in Teheran – unter den Augen des Revolutionsführers. Foto: IMAGO / ZUMA Press Wire

Katar und US waren gewarnt

Teheran betonte zugleich, der Angriff habe keine Gefahr für die Zivilbevölkerung in Katar dargestellt. Die Al-Udeid-Basis liege außerhalb von Wohngebieten. Man wolle die „warmen und historischen Beziehungen“ zu Doha fortführen. Laut einem Bericht der New York Times wurde die Regierung Katars vorab über den Angriff informiert. Ziel sei es gewesen, zivile Opfer zu vermeiden und zugleich Raum für eine Deeskalation zu lassen. Offizielle Bestätigungen lagen dazu zunächst nicht vor.

Nach Informationen des Nachrichtenportals Axios war die US-Regierung über den Angriff vorab im Bilde. Zwei mit dem Vorgang vertraute Quellen berichteten, Washington habe frühzeitig von Zeitpunkt und Ziel erfahren. Auch die Abstimmung zwischen dem Iran und Katar sei demnach bestätigt. Laut Axios deuteten US-Regierungskreise die begrenzte Zahl iranischer Raketen als mögliches Signal, daß Teheran an einer weiteren Eskalation nicht interessiert sei.

Explosionen über Doha

Am Montagabend war es in Katars Hauptstadt Doha zu mehreren Explosionen gekommen. Augenzeugen berichteten von Detonationen innerhalb von zwei Minuten, der Himmel sei von Flugobjekten durchzogen gewesen. Videos in sozialen Netzwerken zeigten aktivierte Luftabwehrsysteme. Die Regierung in Doha hatte zuvor vorsorglich den Luftraum geschlossen. Auch die US-Botschaft wurde Medienberichten zufolge evakuiert. Nach dem Angriff sperrten auch Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate vorsorglich ihren Luftraum.

Katars Luftabwehr habe alle Raketen abgefangen, erklärte das Außenministerium. Es habe keine Verletzten oder Todesopfer gegeben. Die Führung in Doha verurteilte den Angriff scharf und sprach von einer „eklatanten Verletzung der Souveränität und des Luftraums“. Man behalte sich eine Reaktion im Rahmen des Völkerrechts vor. Gleichzeitig forderte Katar eine Rückkehr an den Verhandlungstisch.

Spannungen in der Golfregion

Die Al-Udeid-Basis beherbergt über 10.000 US-Soldaten sowie mehr als 100 Flugzeuge, darunter strategische Bomber und Tankflugzeuge. Teile des Personals und Geräts wurden laut US-Medien bereits vor dem Angriff nach Europa verlegt. Insgesamt befinden sich rund 40.000 US-Soldaten in der Region, darunter in Bahrain, Kuwait und im Irak.

Die US-Luftwaffenbasis Al Udeid in Katar aus dem All gesehen: Startbahnen, Hangars und Kommandostrukturen in der Wüste. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Planet Labs PBC
Die US-Luftwaffenbasis Al Udeid in Katar aus dem All gesehen: Startbahnen, Hangars und Kommandostrukturen in der Wüste. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Planet Labs PBC

Die USA, Großbritannien und China forderten ihre Staatsbürger in Katar auf, sich in Sicherheit zu bringen. Präsident Trump beriet sich während des Angriffs mit seinem nationalen Sicherheitsteam. Er hatte zuvor erklärt, jede iranische Vergeltung werde mit „weit größerer Gewalt“ beantwortet.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums erklärte gegenüber dem Portal Axios: „Ich kann bestätigen, daß die Al-Udeid-Basis heute mit Kurz- und Mittelstreckenraketen aus dem Iran angegriffen wurde.“ Es gebe derzeit keine Berichte über amerikanische Opfer. Das Weiße Haus und das Pentagon erklärten, man beobachte die Lage genau.

Katar galt bislang als Vermittler zwischen dem Westen und der Islamischen Republik. Emir Tamim bin Hamad al-Thani pflegte enge Kontakte nach Teheran. Daß nun ausgerechnet der Iran den wichtigsten US-Stützpunkt auf katarischem Boden angegriffen hat, könnte als Bruch mit der bisherigen Linie gewertet werden. (sv)

Iranische Raketen über Katar. Foto: X/@sentdefender
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