ROM. Die italienische Regierung hat angekündigt, einen Gesetzentwurf zu unterstützen, der den „Femizid“ als eigenständigen Straftatbestand einführen soll. Bislang wird der Mord an einer Frau in Italien als gewöhnlicher Mord geahndet, wobei erschwerende Umstände nur dann berücksichtigt werden, wenn der Täter mit dem Opfer verheiratet oder verwandt war.
Familienministerin Eugenia Roccella erklärte nach einer Kabinettssitzung am Freitag, der Entwurf erkenne „die Asymmetrie der Macht zwischen Männern und Frauen“ an. Demnach werde „Femizid“ als eine Tat definiert, die aus Diskriminierung oder Haß gegenüber Frauen aufgrund ihres Geschlechts begangen wird.
Femizide-Gesetz geht der Opposition nicht weit genug
Regierungschefin Giorgia Meloni lobte den Vorschlag als „neuen Schritt nach vorn“, um Gewalt gegen Frauen gezielter zu bekämpfen. Die Opposition hingegen kritisierte das Vorhaben als bloße Symptombehandlung. Der sozialdemokratische Partito Democratico bemängelte, die Regierung setze ausschließlich auf strafrechtliche Maßnahmen, anstatt präventiv tätig zu werden.
Laut Innenministerium wurden im Jahr 2024 insgesamt 113 Frauen in Italien getötet, 61 davon durch aktuelle oder ehemalige Partner. Der Mord an der 22jährigen Studentin Giulia Cecchettin durch ihren Ex-Freund im Jahr 2023 hatte landesweit für Empörung gesorgt und die Diskussion über geschlechtsspezifische Gewalt neu entfacht. (rr)