LONDON. Nigel Farages Partei Reform UK hat erstmals seit der Parlamentswahl einen Unterhausabgeordneten der Konservativen Partei abgeworben. Der seit 2019 amtierende Danny Krüger kündigte am Montagvormittag bei einer Pressekonferenz an, die Tories zu verlassen. „Die Konservativen sind am Ende“, sagte er. „Ich habe derzeit das Gefühl, daß sich nichts ändert, selbst wenn Regierungen wechseln. Und ich denke, dem ganzen Land geht es genauso.“
Danny Kruger will head up Reform UK’s new Department for Preparing for Government. ✅ pic.twitter.com/nKg2CGKJZl
— Reform UK (@reformparty_uk) September 15, 2025
Er betonte, nach den verlorenen Wahlen im vergangenen Jahr auf eine Abkehr vom „Zentrismus“ gehofft zu haben. „Stattdessen kam ein ganzes Jahr Stillstand und eine falsche Einigkeit, die auf Scheu vor mutigen Entscheidungen und Kontroversen aufbaut.“ Für ihn sei Reform UK eine Macht, die auf „radikale Wiederherstellung“ eines Systems setze, das für die Interessen der Menschen arbeite. „Nun glaube ich, daß Nigels Partei die beste Hoffnung für den Konservatismus ist.“
Innerhalb der Tories galt Kruger als Vertreter des rechten Flügels. 2023 hatte er während der NatCon-Konferenz in London bemängelt, seine Partei habe den Aufstieg einer „neuen Religion, die Marxismus, Narzißmus und Heidentum“ vermische, tatenlos hingenommen.
Auch eine weitere Tory-Politikerin wechselte zu Farage
Kritik kam von der regierenden Labour-Partei. Auf dem Kurznachrichtendienst X warf sie Farage vor, ehemalige Tory-Politiker „wiederzuverwerten“. Kruger war 2019 Berater des damaligen Premierministers Boris Johnson und schrieb Reden für einen weiteren Tory-Regierungschef, David Cameron.
— Sean Woodcock MP (@SEANLWOODCOCK) September 15, 2025
Anfang September hatte auch die ehemalige Tory-Politikerin Nadine Dorries ihren Wechsel zu Reform UK angekündigt und trat bei deren Parteitag auf (JF berichtete). Unter Johnson hatte sie als Ministerin für Kultur und Digitales gedient, später wechselte sie ins Innenministerium. Sie gilt als mitverantwortlich für das Netzwerksicherheitsgesetz, welches strengere Pflichten für Seitenbetreiber und schärfere Maßnahmen gegen die sogenannte Haßrede im Netz vorsieht.
Unter Johnson und Sunak schlugen Migrationszahlen Rekorde
Seit Monaten führt Farages Partei in den Umfragen. Der jüngsten Erhebung von Find Out Now zufolge liegt sie mit 34 Prozent weit vorne und bekäme die absolute Mehrheit. Dahinter folgt die Labour unter Premierminister Keir Starmer mit 19 Prozent. Die drittplatzierten Tories erreichen 15 Prozent. Wenige Wochen nach der Wahl von Kemi Badenoch zur Parteichefin (JF berichtete) lagen sie noch bei 23 Prozent.
Grund für den Umfragenhöheflug der Partei Farages ist vor allem Großbritanniens Migrationspolitik. Unter Johnson und seinem direkten Nachfolger Rishi Sunak hatten die Einwanderungszahlen Rekordwerte erreicht, maßgeblich durch Migration aus dem nicht-europäischen Raum. Farages Vertrauter Zia Yusuf betonte bereits, Ex-Premier Johnson sei als „einer der schlechtesten Premierminister in der britischen Geschichte“ nicht in seiner Partei willkommen. (kuk)
 
				
 
															





