LAS PALMAS. Die spanische Polizei hat am Dienstag 16 Insassen eines Flüchtlingsbootes festgenommen, die an der Tötung zahlreicher Mitflüchtlinge beteiligt gewesen sein sollen. Das berichtet die spanische Nachrichtenagentur EFE. Das betreffende Boot war demnach mit rund 300 Menschen in Afrika gestartet, aber am 24. August mit nur rund 250 Menschen an Bord gerettet worden.
EFE erfuhr aus Ermittlerkreisen, daß eine große Zahl der Opfer an Hunger und Durst starb. Es gebe aber auch Hinweise auf Verbrechen, die in Zusammenhang mit Aberglauben stehen. Demnach sollen die Täter ihren Opfern Hexerei vorgeworfen und sie für ihr Pech bei der Überfahrt verantwortlich gemacht haben. Es gebe Hinweise darauf, daß mehrere Personen über Bord geworfen wurden.
Weitere Fälle von Migrantenmorden bei Gericht anhängig
Laut der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft RTVE starben nach Schätzungen etwa 70 Menschen. Die Polizei weist demnach allerdings darauf hin, daß offizielle Zahlen noch nicht genannt werden können. Auch berichtet RTVE, daß Überlebende behaupten, mehrere Migranten seien lebendig ins Meer geworfen worden.
Das Boot soll elf Tage lang mit einem Motorschaden auf dem Atlantik getrieben sein und dann von einem Handelsschiff mehr als 400 Kilometer entfernt von den Kanarischen Inseln entdeckt worden sein. Laut EFE sind derzeit bei einem Gericht auf der Insel El Hierro zwei weitere Mordfälle anhängig, in denen ebenfalls der Glaube an Hexerei eine Rolle gespielt hat. (ser)