PARIS. Frankreichs Justiz hat den Prozeß wegen des islamistischen Attentats auf den Lehrer Samuel Paty eröffnet. „Die tragische Abfolge von Ereignissen, die zu seinem Martyrium führte, offenbart, wie tief der Islamismus bereits in die französische Gesellschaft eingedrungen ist und wie nah er dem Terrorismus verwandt ist“, unterstrichen die Anwälte der Familie des Ermordeten gegenüber dem Radiosender France Bleu am Montag.
Die Gerichtsverhandlung eröffne nicht nur die Möglichkeit, die an dem Mord Beteiligten zu belangen, sondern auch ein Momentum dafür, „daß sich unsere Gesellschaft einer tödlichen Gefahr bewußt wird“. Ohne die Angeklagten wäre der Lehrer noch am Leben. Der Prozeß habe also einen guten Sinn. Die Angeklagten sollen den Attentäter, dem damals 18jährigen Abdullakh Anzorov, gemeinschaftlich dazu ermuntert haben, Paty mit einem Messer vor seiner Schule zu erstechen und anschließend zu enthaupten.
Islamistische Schmutzkampagne führte zum Tod von Paty
Grund für die Greueltat war die angebliche Gotteslästerung Patys im Schulunterricht, als dieser die Idee der Meinungsfreiheit am Beispiel der Mohammed-Karikaturen in der Satirezeitschrift Charlie Hebdo erklärte. Der ebenfalls angeklagte 53jährige Brahim Chnina, Vater einer Schülerin, machte daraufhin im Internet gemeinsam mit dem Islamisten Abdelhakim Sefrioui Stimmung gegen den Pädagogen.
In Videos regten sie sich über den „unverantwortlichen und aggressiven“ Unterricht Patys auf und bezeichneten diesen als „Verbrecher“ und „krank“. Chninas Tochter, die sich an der Schmähkampagne beteiligte, war, wie sich später herausstellte, während der Schulstunde gar nicht anwesend. Sie wurde bereits vergangenes Jahr zu einer 14monatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.
2015 stürmten islamistische Terroristen das Redaktionsgebäude von Charlie Hebdo, dessen Karikaturen Paty in seinem Unterricht verwendete und erschossen zwölf Menschen. (fw)