SAN FRANCISCO. Die Internetplattform X hat zahlreiche Konten der Identitären Bewegung (IB) gelöscht. Die Sperrung erfolgte wenige Tage, nachdem es in Bayern, Baden-Württemberg und der Schweiz zu Polizeirazzien bei Anhängern der IB gekommen war. „Das ist inakzeptabel, Elon Musk. Du hattest uns auf dieser Plattform Meinungsfreiheit versprochen, keine totalitäre Zensur, wie sie die Anti-Defamation League (ADL) propagiert“, kommentierte ein Twitter-Kanal der IB den Vorgang.
🇩🇪🇨🇭Mass deletion of activist accounts in Germany and Switzerland!
After being hit by 8 house raids in total, right after the beginning of a solidarity campaign @X deleted the involved accounts in a single strike!
This is unacceptable @elonmusk You promised us free speech on… pic.twitter.com/1G5A6Iz24e
— Generation Identity Europe (@gi_evropa2) September 2, 2023
Wenige Tage zuvor hatte sich die neue Geschäftsführerin von X, Linda Yaccarino, mit einem Vertreter der ADL getroffen. Das Gespräch sei „produktiv“ verlaufen, schrieb der ADL-Mitarbeiter anschließend. Man habe darüber gesprochen, was „funktioniert und was nicht und in welche Richtung es gehen muß, um den Haß auf der Plattform adäquat zu bekämpfen“. Man werde wachsam bleiben und Elon Musk „loben, sollte das Angebot auf der Seite besser werden“.
I had a very frank + productive conversation with @LindayaX yesterday about @X, what works and what doesn’t, and where it needs to go to address hate effectively on the platform. I appreciated her reaching out and I’m hopeful the service will improve. @ADL will be vigilant and…
— Jonathan Greenblatt (@JGreenblattADL) August 30, 2023
Vom „woken Virus“ überwältigt
Unterdessen äußerte Elon Musk Kritik an der ADL. Die Organisation habe in der Vergangenheit wichtige Arbeit geleistet, sei aber mittlerweile von dem „Woke-Virus“ überwältigt worden, twitterte Musk am Samstag. Er überlege, die Organisation von seiner Plattform zu verbannen, schrieb Musk. Mehrere Nutzer hatten ihn unter dem Hashtag #BanTheADL dazu aufgefordert.
Agreed on all.
We’re changing polls to allow votes only by verified users. That’s critical to avoid polls getting bot-spammed on controversial issues.
The ADL has done a lot of good work in prior decades, but has been overzealous in recent years & hijacked by woke mind virus.
— Elon Musk (@elonmusk) September 2, 2023
Bei der ADL handelt es sich um eine amerikanische Nichtregierungsorganisation, die nach eigenen Aussagen für Menschenrechte und gegen politischen Extremismus kämpft. Kritiker werfen ihr jedoch vor, einseitige linkspolitische Kampagnen zu betreiben. So hatte der derzeitige Direktor Jonathan Greenblatt bis 2014 in der Regierungsadministration von Barack Obama mitgewirkt und Donald Trump während dessen Präsidentschaft mehrfach scharf attackiert.
Der Sprecher der Identitären Bewegung Österreichs, Martin Sellner, warnt davor, die digitale Löschwelle als isoliertes Ereignis zu betrachten. „Wie die IB behandelt wird, ist immer ein guter ‚Gradmesser‘ für die allgemeine Entwicklung. Nach Musks Übernahme gab es eine Phase von einigen Monaten, in denen weniger gelöscht wurde. Jetzt, direkt nach einer Großrazzia, gab es eine konzertierte Löschaktion. Es dürfte in diese Richtung weitergehen“, betont er gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. (lb)