LONDON. Im Rennen um die Nachfolge der zurückgetretenen britischen Premierministerin Liz Truss hat der ehemalige Finanzminister Rishi Sunak die besten Karten. Laut dem Sender BBC haben bislang 220 der 357 Tory-Abgeordneten ihre Unterstützung für einen Kandidaten öffentlich gemacht. 141 Abgeordnete sprachen sich demnach für Sunak aus, 56 Parlamentarier für Boris Johnson und 23 Abgeordnete für Penny Mordaunt, die seit Anfang September Vorsitzende des House of Commons ist.
Die Kandidaten benötigen die Unterstützung von mindestens 100 Tory-Abgeordneten, um auf dem Stimmzettel zu stehen. Knapp ein Drittel der Parlamentarier hat noch keine Entscheidung öffentlich bekannt gegeben. Die Zahlen können sich also noch ändern. Die Nominierungsfrist für den nächsten Parteivorsitzenden läuft am Montag um 15 Uhr ab.
Sunak gibt Bewerbung bekannt
Am Sonntag machte Sunak seine Bewerbung auch öffentlich: „Großbritannien ist ein großartiges Land, aber wir sind in einer ernsthaften ökonomischen Krise. Deshalb möchte ich die Konservative Partei anführen und nächster Premierminister werden“, schrieb der 42jährige auf Twitter.
The United Kingdom is a great country but we face a profound economic crisis.
That’s why I am standing to be Leader of the Conservative Party and your next Prime Minister.
I want to fix our economy, unite our Party and deliver for our country. pic.twitter.com/BppG9CytAK
— Rishi Sunak (@RishiSunak) October 23, 2022
Johnson ist unterdessen aus seinem Urlaub in der Karibik zurückgekehrt. Er habe die Absicht zu kandidieren, heißt es aus seinem Umfeld. Es soll in der Nacht von Samstag auf Sonntag längere Gespräche zwischen Johnson und Sunak gegeben haben. Eine Stichwahl zwischen den beiden Männern könnte die regierende konservative Partei spalten, nicht zuletzt, weil viele von Johnsons Anhängern den Rücktritt des ehemaligen Schatzkanzlers im Juli für den Sturz seiner Regierung verantwortlich machen.
Sunak hatte Anfang September das Rennen um die Johnson-Nachfolge gegen Truss verloren, die am Donnerstag nach knapp sechs turbulenten Wochen vom Amt zurückgetreten war. Bereits am 1. Juli war der ehemalige Goldman-Sachs-Banker als Finanzminister zurückgetreten. In seinem Rücktrittsschreiben kritisierte er offen den Führungsstil Boris Johnsons. (ha)