WARSCHAU. Die polnische Regierung hat von Deutschland Reparationen in Höhe von 1,3 Billionen Euro für Schäden während des Zweiten Weltkriegs gefordert. „Die präsentierte Entschädigungssumme wurde mit der konservativsten Methode berechnet, es wäre möglich, sie noch zu erhöhen“, sagte der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, laut Nachrichtenagentur Reuters während der Pressekonferenz anläßlich der Präsentation der Rechnung.
Warschau werde diese Summe nun von der Bundesrepublik nachdrücklich einfordern, betonte der Politiker. Das Gutachten zu den Wiedergutmachungsforderungen war lange erwartet worden und wurde nun am 83. Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen veröffentlicht.
„Wir müßen heute über die Wiedergutmachung nachdenken und dafür sorgen, daß es sie gibt“, teilte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bereits Stunden vor der Veröffentlichung des Papiers mit.
„Ich denke, daß dieses Gutachten auf dem Tisch des Bundeskanzlers landen soll“, sagte der Parlamentsabgeordnete und Vorsitzende der Reparationskommission, Arkadiusz Mularczyk, einem polnischen Fernsehsender im Vorfeld der Veröffentlichung. „Ich würde den Bericht auch gerne persönlich den Bundestagsabgeordneten vorstellen, ihn in ihre Briefkästen legen.“
Polen pocht seit Jahren auf Zahlungen
Laut einer aktuellen Umfrage unterstützt rund die Hälfte der Bevölkerung Polens die Warschauer Ansprüche gegenüber Berlin. Schon seit Jahren betreibt die polnische Regierungspartei PiS mit angeblichen Reparationsansprüchen gegenüber Deutschland Innenpolitik, gewinnt damit Wahlen und heizt antideutsche Stimmungen in dem osteuropäischen Land an.
Bereits seit 2017 pocht Warschau auf deutsche Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe. Kritiker werfen Polen dabei immer wieder Symbolpolitik vor, da die rechtliche Handhabe unklar sei. (ab)