MARIUPOL. Das russische Militär hat die umkämpfte ukrainische Hafenstadt Mariupol nach eigenen Angaben unter seine Kontrolle gebracht. Die verbliebenen ukrainischen Soldaten hätten sich auf auf dem Industriegelände in einem Stahlwerk verschanzt, sagte Rußlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Donnerstag bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin.
Mariupols Bürgermeister Wadym Bojtschenko widersprach Schoigus Aussage. Die ukrainischen Kämpfer hielten weiterhin die Stellung. „Die Stadt ist und bleibt ukrainisch“, betonte das Stadtoberhaupt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Putin will das Stahlwerk nach eigenen Aussagen nicht stürmen. Es sei sinnvoller, die Fabrik zu belagern. „Wir müssen an das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten und Offiziere denken“, sagte der russische Präsident. Von den Ukrainern in dem Gebäude erwarte er, die Waffen niederzulegen.
Bundesregierung bereitet Ringtausch vor
Die Bundesregierung bereitet unterdessen einen sogenannten Ringtausch für Waffenlieferungen vor. Deutschland will EU- und Nato-Ländern Panzer ersetzen, die diese aus sowjetischen Beständen an die Ukraine liefern.
Laut der der Nachrichtenagentur dpa plant Sloweniens Regierung, dem Land mehrere T-72-Kampfpanzer zur Verfügung zu stellen. Deutschland will Laibach diese mit dem Schützenpanzer Marder und dem Radpanzer Fuchs ersetzen. Slowenien hatte die Bundesrepublik um modernere Waffen gebeten, darunter den deutschen Kampfpanzer Leopard 2, den Radpanzer Boxer sowie den Schützenpanzer Puma.
Baerbock kündigt an, Ölimporte aus Rußland einzustellen
Wie Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) überdies bestätigte, sollen ukrainische Soldaten in Deutschland an der Panzerhaubitze 2000, einem selbstfahrenden Artilleriegeschütz ausgebildet werden. Allerdings müßten diese aus den Niederlanden geliefert werden, da die Bundeswehr „nicht so ausgestattet“ sei.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kündigte unterdessen an, Ölimporte aus Rußland bis zum Ende des Jahres einzustellen. Zudem soll Deutschland bis etwa Mitte 2024 auch kein Gas mehr aus dem Land beziehen. „Wir werden bis zum Sommer das Öl halbieren und bis Ende des Jahres bei null sein, und dann wird Gas folgen, in einem gemeinsamen europäischen Fahrplan“, sagte die Grünen-Politikerin. (zit)