BERLIN/ROM. Das Flüchtlingshilfsschiff Ocean Viking hat am Dienstag 236 Migranten vor der Küste Libyens aufgenommen. Nach Angaben der Betreiberorganisation SOS Méditerranée befanden sie sich auf zwei überfüllen Booten rund 50 Kilometer vor der Westküste des nordafrikanischen Landes.
Die Migranten stammen den Angaben zufolge aus 15 verschiedenen Ländern. 114 davon seien unbegleitete Minderjährige. Einige seien schwach und dehydriert. Mehrere Frauen hätten leichte Verbrennungen durch Treibstoff erlitten. Wohin die Crew die Flüchtlinge bringen will, ließ sie zunächst offen.
Heute hat die #OceanViking in internat. Gewässern vor Libyen 236 Menschen von 2 überbesetzten Booten in Seenot gerettet.
Mehrere waren geschwächt & dehydriert, Frauen haben leichte Treibstoff-Verbrennungen erlitten und Dämpfe eingeatmet. 114 Minderjährige sind unbegleitet. pic.twitter.com/6ymCZ9egjL— SOS MEDITERRANEE GER (@SOSMedGermany) April 27, 2021
„Libyen ist kein sicheres Land, stellen Anfragen an Malta und Italien“
Eine Sprecherin von SOS Méditerranée sagte auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT, man stelle gemäß den völkerrechtlichen Vorgaben zunächst eine Anfrage an die libyschen Behörden. Doch selbst wenn diese zusagten, die Personen auf dem Schiff aufzunehmen, würde die Organisation das ablehnen, betonte die Sprecherin.
„Libyen ist kein sicheres Land, deshalb stellen wir anschließend Anfragen an maltesische und italienische Behörden.“ Die Erfahrung habe gezeigt, daß zuletzt eher Italien nachgegeben und die Migranten aufgenommen habe, während Malta ablehnend geblieben sei.
Wissenschaftler warnt vor anhaltender Welle
Die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Italien kamen, stieg in den ersten viereinhalb Monaten dieses Jahres sprunghaft an. Bis zum 20. April registrierte das Innenministerium in Rom fast 8.600 Ankünfte. Im Vorjahr waren es in diesem Zeitraum weniger als 3.300, vor zwei Jahren waren es rund 650.
Der Professor für Internationale Beziehungen an der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen in Mailand, Vittorio Emanuele Parsi, warnte, daß die Flüchtlingswelle über die Sommermonate hinaus anhalten werde. In dieser Jahreszeit steigt die Zahl der Bootsüberfahrten erfahrungsgemäß deutlich. (ls)