Nach dem Mord an dem Tory-Abgeordneten Sir David Amess ermittelt die britische Polizei wegen eines möglichen Terror-und Islamismus-Hintergrunds der Tat. Der 69 Jahre alte Abgeordnete war am Freitagmittag bei einer Bürgersprechstunde in einer Kirche in seinem Wahlkreis in Essex, Ostengland, von einem Attentäter mit mehreren Messerstichen getötet worden. Amess starb trotz Rettungsversuchen von Ärzten kurz nach dem Anschlag. Der Täter soll sich in die Kirche geschlichen haben und dort auf ihn gewartet haben.
Der Täter wurde kurz darauf festgenommen. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen 25-jährigen Mann mit britischem Paß. Laut Medienberichten, die sich auf Polizeiinformationen berufen, ist es ein Muslim somalischer Herkunft.
Amess war parteiübergreifend angesehen
Das Land steht nun unter Schock. Premierminister Boris Johnson und Oppositionsführer Keir Starmer, der Chef der Labourpartei, legte am Samstag Seite an Seite Blumenkränze für Sir David ab. Auch Innenministerin Priti Patel und der Sprecher des Unterhauses Lindsay Hoyle kamen mit ihnen mit Blumen zum Tatort vor der Methodistenkirche in Leigh-on-Sea, einem kleinen Ort an der Themse-Mündung an der Nordseeküste.
All our hearts are full of shock and sadness at the death of Sir David Amess MP.
He was one of the kindest, nicest, most gentle people in politics. pic.twitter.com/SIx6SZ1P3w
— Boris Johnson (@BorisJohnson) October 15, 2021
Der Konservative David Amess saß seit 1983 als Abgeordneter im Unterhaus. Er war verheiratet und Vater von fünf Kindern. Amess genoß über die Parteigrenzen großes Ansehen und Respekt. Nach seinem Tot priesen viele in Stellungnahmen seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. „Unsere Herzen sind voll Traurigkeit“, sagte Premierminister Johnson. Amess sei „einer der höflichsten, nettesten und besten Menschen in der Politik gewesen“. Parlamentssprecher Hoyle sagte, „David war ein liebenswerter Mann, er diente seiner Familie, dem Parlament und seinem Wahlkreis Southend West.“
Der gläubige Katholik und frühere Lehrer galt als echter Gentleman. In der Presse wurde der Brexit-Unterstützer als „robuster Rechter“ und Sozialkonservativer beschrieben. Er setzte sich für den Lebensschutz und gegen Abtreibung ein, stimmte gegen die Homo-Ehe. Gleichzeitig war er ein erklärter Gegner der Fuchsjagd und engagierter Tierschützer.
Sicherheitskräfte gehen von Tausenden Islamisten aus
Nach dem Mord hat Innenministerin Patel eine Überprüfung der Sicherheitsbedingungen für alle Abgeordneten angeordnet. Der Mord an Amess passierte fünf Jahre nach dem tödlichen Anschlag auf die Labour-Abgeordnete Jo Cox, die kurz vor dem Brexit-Referendum von einem rechtsgerichteten Mann erschoßen wurde. 2010 überlebte ein Labour-Abgeordneter einen Messerangriff einer Studentin, die Verbindungen zum islamistischen Terror-Netzwerk Al-Kaida hatte.
In Großbritannien sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr als hundert Menschen Opfer von Islamisten geworden. Der schwerste Anschlag fand im Juli 2005 in London statt, wo Attentäter mehrere Busse und eine U-Bahn attackierte und 55 Menschen töteten. Beim Terroranschlag auf ein Popkonzern in Manchester 2017 durch einen radikalen Muslim wurde 23 Menschen getötet und mehr als tausend verletzt. Auf der London Bridge kam es mehrfach zu Anschlägen. Sicherheitskräfte gehen von Tausenden Islamisten und Hunderten gewaltbereiten Islamanhängern auf der Insel aus.