ISTANBUL. Der türkische Historiker Ebubekir Sofuoğlu hat die Entfernung der christlichen Mosaike aus der in eine Moschee umgewandelten Hagia Sophia verlangt. „Wenn die Ikonen nicht aus der Ayasofya verschwinden, wird dies die erste Moschee, in der die Prostituierte Zoe und die Prostitution zu Schau gestellt werden“, schrieb er auf Twitter. Damit spielte er auf Bilder der byzantinischen Kaiserin Zoe an. Die christliche Herrscherin hatte mehrmals geheiratet und soll verschiedene Liebhaber gehabt haben.
Die Darstellungen seien eine Respektlosigkeit, so Sofuoğlu weiter. „Und der Schutz dieser Symbole und der Unsinn muß aufhören.“
Am 10. Juli hatte der türkische Verwaltungsgerichtshof entschieden, nach über 80 Jahren der Hagia Sophia in der Istanbuler Altstadt den Museumsstatus zu entziehen. Daraufhin setzte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan die Umwandlung in eine Moschee durch. Am kommenden Freitag sollen darin 2.000 Gläubige im Beisein von Erdogan das erste feierliche Gebet sprechen.
Kritiker der Umwidmung befürchten Vandalismus
Die zahlreichen christlichen Mosaike mit Darstellungen von Jesus, Maria, Heiligen und byzantinischen Herrschern sind ein Streitpunkt. Der Islam verbietet die bildliche Darstellung religiöser Personen. Die türkische Regierung kündigte laut Tagesspiegel an, die Mosaike während der Gebetszeiten zu verhüllen. Zugleich betonte sie immer wieder, die christlichen Kunstwerke sollten erhalten bleiben und Besucher könnten vor und nach den Gebeten in das Gebäude.
Kritiker der Umwandlung der Hagia Sophia befürchten, islamische Eiferer könnten die Mosaike zerstören. Dazu könnten auch Aussagen Erdogans beitragen, in denen er von einer Eroberung der ehemaligen Kirche sprach, schrieb die Kulturwissenschaftlerin der Universität Pittsburgh, Tugba Tanyeri-Erdemir, auf Twitter.
Die Hagia Sophia wurde von 527-532 als christliche Kirche erbaut. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wandelte sie Sultan Mehmet II. in eine Moschee um. Ab 1935 wurde sie als Museum genutzt, bis Erdogan sie erneut umwidmete. (ag)