ETON. Die englische Eliteschule Eton College hat mit der Suspendierung eines Lehrers für Empörung gesorgt. Angehörige der Eton-Gemeinschaft, darunter Eltern, Schüler und Ehemalige werfen Schulleiter Simon Henderson vor, mit der Entlassung die „Cancel Culture“ zu befeuern, eine Praxis des Verdrängens von Personen oder Inhalten aus dem öffentlichen Leben zugunsten politischer Korrektheit. Grund für die Suspendierung des Pädagogen Will Knowland war sein geplanter Vortrag über verschiedene Sichtweisen zu Gender-Theorien, berichtete die englische Zeitung Daily Mail.
Aufgrund der Corona-Pandemie habe der Lehrer einen Online-Vortrag zu dem Thema vorbereitet und im Intranet der Schule hochgeladen. Parallel veröffentlichte er ein entsprechendes Video mit dem Titel „The Patriarchy Paradox“ (Das Patriarchats-Paradoxon) auf seinem persönlichen YouTube-Kanal, den er in Absprache mit dem Eton-College betreibt. Anlaß für den Vortrag sei die „aktuelle radikalfeministische Orthodoxie“, schilderte der Pädagoge gegenüber der Schulleitung.
Diese habe Knowland aufgefordert, den digitalen Beitrag für den Schulunterricht zu löschen. Der Bitte sei der Pädagoge sofort nachgekommen. Die Aufforderung, auch das Video von seinem persönlichen YouTube-Kanal zu löschen, habe er hingegen abgelehnt. Daraufhin sei er entlassen worden.
Schüler und Eltern fordern, Lehrer wieder einzustellen
Anhänger der Eton-Gemeinschaft sähen dadurch die Freiheit der Lehre in Gefahr. Die Schule opfere die eigenen Leute, um sich nicht mit kritischen Stimmen aus der Homo-Lobby (LGBTQ-Gemeinschaft) auseinandersetzen zu müssen. Auch der Schriftsteller George Orwell, der in seinem Buch 1984 immer wieder vor mangelnder Meinungsfreiheit gewarnt hatte, sei auf das Eton-College gegangen, sagten einige Eltern laut der Daily Mail.
Mehrere Unterstützer Knowlands hätten nun eine Petition gestartet, in der sie forderten, den Pädagogen wieder einzustellen. Die Schüler seien sehr zufrieden mit ihm und schätzten es, daß er verschiedene Sichtweisen beleuchte.
Knowland: Frauen profitieren von traditionellen Geschlechterrollen
In dem YouTube-Video bespricht Knowland eine biologischen Geschlechterdefinition, die im Gegensatz zur Gender-Theorie steht, nach der Geschlechter nur soziale Konstrukte sind. Die Unterscheide zwischen Mann und Frau zeigten sich beispielsweise in der menschlichen Anatomie.
Zudem stellte er die These zur Debatte, daß eine Welt ohne Männer für Frauen eine schlechtere sei. Sie profitierten von traditionellen Geschlechterrollen. Männer beschützten Frauen beispielsweise im Krieg oder verrichteten häufiger körperlich anstrengende Tätigkeiten. Auch in der Tierwelt komme den Männchen eine dominante Rolle zu.
Schulleiter setzt sich für Gender-Theorien ein
Die Schulleitung des Eton Colleges stellt sich hingegen hinter den sozialen Geschlechterbegriff. Sie zeige ihren Schülern unter anderem Filme, in denen Transgender-Männer Kinder zu Welt brächten. Laut dem Daily Telegraph ist besonders der Schulleiter für diese Entwicklung verantwortlich. Er arbeite daran, die Schule vom Image des „altmodischen Horts des sozialen und männlichen Elitismus“ zu befreien.
Henderson sei auch derjenige, der intensiv auf Knowlands Entlassung gedrängt habe. Er habe besonders die Aussage des Lehrers, ein Welt ohne Männer sei für Frauen eine schlechtere, scharf kritisiert. (zit)