ROM. Die Flüchtlingshilfsorganisation „Alarm Phone“ hat am Mittwoch rund 70 Asylsuchende in einem Boot nach Lampedusa gebracht. Die Initiative warf auf Twitter Malta vor, es habe dem angeblich seeuntauglichen Boot mit 67 Insassen keine Hilfe geleistet, als es in der maltesischen SAR-Zone (Search and Rescue Zone) gewesen sei. Sieben weitere Personen sind der österreichischen Nachrichtenagentur APA zufolge mit einem Schlauchboot unweit der sizilianischen Stadt Marsala an Land gegangen.
„Alarm Phone“ ist eine Initiative mehrerer europäischer und afrikanischer Organisationen. Im Impressum zeichnen Helmut Dietrich von der „Forschungsgesellschaft Flucht & Migration“ mit Sitz in Berlin sowie Maurice Stierl verantwortlich. „Alarm Phone“ wolle „Rettungsaktionen initiieren, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern“, heißt es auf ihrer Internetseite.
Alan Kurdi mit 150 Migranten an Bord sucht Hafen
Weiter ungewiß ist indes, wo das deutsche Schiff Alan Kurdi anlanden darf. Das Schiff der deutschen Organisation Sea-Eye hatte laut eigenen Angaben in den vergangenen Tagen bei zwei Einsätzen 150 Asylsuchende auf dem Mittelmeer aufgenommen. „Italienische und maltesische Ministerien haben mittels einer Verbalnote betont, daß man einer Ausschiffung von geretteten Personen auch dann nicht zustimmen werde, wenn die Verteilung der Geretteten im Vorhinein geregelt werde“, teilte Sea-Eye mit.
Italien habe die Organisation aufgerufen, angesichts der Corona-Krise keine Einwanderer an Bord zu nehmen. „Jedes Menschenleben ist wertvoll. Wir vertrauen darauf, dass es dem deutschen Außenminister gelingt, für 150 Menschenleben zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Denn Deutschland ist schließlich unser Flaggenstaat“, hieß es in einer Mitteilung von Sea-Eye.
Bundesinnenministerium bat Sea-Eye um Aufnahmestopp
Wie der Evangelische Pressedienst berichtete, soll auch das Bundesinnenministerium bereits zuvor Sea-Eye gebeten haben, während der Corona-Krise keine Fahrten aufzunehmen und bereits gestartete Schiffe zurückzurufen. Allerdings sei die Alan Kurdi zu diesem Zeitpunkt bereits seit einer Woche unterwegs gewesen.
Laut der Internationalen Organisation für Migration blieb die Zahl der Einwanderer, die über das Mittelmeer nach Europa wollen, während der Corona-Krise ähnlich hoch wie in den Vergleichsmonaten 2019 und 2018. Die libysche Küstenwache habe allein in den vergangenen Tagen hunderte Asylsuchende zurück nach Libyen gebracht. (ls)