GÖTEBORG. Weil sie die Abschiebung eines Afghanen verhindert hat, muß eine 22 Jahre alte Schwedin Strafe zahlen. Das Bezirksgericht Göteborg verurteilte Elin Ersson wegen Verstoßes gegen das schwedische Luftfahrtgesetz zu umgerechnet 290 Euro, berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf eine Gerichtssprecherin. Ihr Verteidiger kündigte an, in Berufung zu gehen. Die Staatsanwaltschaft hatte 14 Tage Haft gefordert.
Ersson hatte Ende Juli 2018 eine Passagiermaschine von Turkish Airlines in Göteborg am Start gehindert, indem sie sich weigerte, Platz zu nehmen. Sie filmte die Aktion mit ihrem Mobiltelefon und veröffentlichte die Aufnahme auf ihrer Facebook-Seite. Allerdings war der Afghane, dessen Abschiebung sie verhindern wollte, nicht an Bord, sondern ein Landsmann von ihm, der nach einer Gefängnisstrafe in sein Heimatland ausgewiesen werden sollte. Der Mann hatte unter anderem mehrfach seine Frau geschlagen. Schließlich verließen die junge Frau und der Ausländer die Maschine.
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„Es ist nicht richtig, Menschen in die Hölle zu schicken“
Auf Kritik von anderen Reisenden betonte die Studentin, es gehe um das Leben des Mannes. Sie protestiere gegen die Abschiebung. „Ich werde die Regeln meines Landes ändern. Es ist nicht richtig, Menschen in die Hölle zu schicken“, entgegnete sie einem anderen Passagier unter Tränen.
Während des 14 Minuten dauernden Videos begann sie mit anderen Fluggästen über Abschiebungen nach Afghanistan zu diskutieren. Dabei zeigte sie Bilder weiterer Asylbewerber. Nach einigen Minuten begannen sich andere Reisende mit der Schwedin zu solidarisieren, berichten schwedische Medien wie Göteborgs Posten. Auch von deutschen Flüchtlings- und Anti-Abschiebe-Organisationen erhielt die junge Frau für ihre Tat Zuspruch.
Eine junge Schwedin hat gestern die Abschiebung eines 52jährigen Aus Göteborg nach #Afghanistan verhindert – indem sie sich weigerte, Platz zu nehmen, bis der Betroffene den Flieger wieder verlassen durfte! Das Geschehen hat sie dabei live dokumentiert: https://t.co/qwZE355HUT
— Pro Asyl (@ProAsyl) July 24, 2018
(ls/ag)