LIVERPOOL. Die Ärzte machten seinen Eltern keine Hoffnung mehr: Deshalb stellten sie die lebenserhaltenen Maßnahmen für einen schwerkranken britischen Jungen am Montag ab. Doch der knapp zwei Jahre alte Alfie Evans atmete ohne fremde Hilfe weiter.
„Die Ärzte sind baff“, sagte Vater Tom Evans am frühen Dienstag morgen laut der britischen Nachrichtenagentur PA, als klar geworden sei, daß Alfie selbst atmen könne. Anschließend sei die Sauerstoff- und Wasserzufuhr wieder gestartet worden, das Kind atme aber weiterhin selbst. „Er ist so wunderbar! Egal, was passiert, er hat schon jetzt bewiesen, daß diese Ärzte falsch lagen. Wie hübsch er aussieht“, schrieb seine Mutter Kate James auf Facebook.
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Zuvor waren die lebenserhaltenen Maschinen am Montag abend abgestellt worden, nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte einen Antrag der Eltern auf eine weitere Behandlung abgelehnt hatte.
Italien will Alfie Staatsbürgerschaft verleihen
Nach der Entscheidung des Gerichtshofs kündigte das italienische Außenministerium am Montag abend an, Alfie die italienische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Den Eltern war durch ein britisches Berufungsgericht verboten worden, ihren Jungen im päpstlichen Krankenhaus Bambino Gesù in Rom behandeln zu lassen.
Der knapp zwei Jahre alte Junge leidet an einer bislang nicht klar diagnostizierten neurologischen Krankheit. Britische Richter hatten die lebenserhaltenden Maßnahmen abgelehnt, weil das Gehirn des Kindes durch die Krankheit fast vollständig zerstört sein soll. Zuletzt wies das oberste britische Gericht, der Supreme Court, am Freitag eine Beschwerde der Eltern zurück. Auch die Ärzte am Alder Hey Hospital in Liverpool bezeichneten eine Verlängerung seines Leidens als unmenschlich.
Vergangene Woche hatte Papst Franziskus den Vater von Alfie bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz empfangen und sich für den Jungen eingesetzt. „Es ist unsere Pflicht, alles zu tun, um das Leben zu bewahren“, sagte Franziskus. Er erinnerte an den Fall Charlie Gard. Die Eltern des todkranken britischen Kleinkindes hatten sich monatelang mit der Justiz gestritten und wollten ihn für eine experimentelle Therapie in die USA bringen. Im Juli 2017 stellten die Ärzte die lebenserhaltenden Maschinen ab. (ls)