BERLIN. Der ungarische Botschafter in Deutschland, Peter Györkös, hat die Vorwürfe Norbert Blüms zurückgewiesen, Ministerpräsident Viktor Orbán hätte Asylbewerber „in Ungarn abgewiesen und auf die Autobahn geschickt“.
„Ungarn hat niemanden abgewiesen und niemanden auf die Autobahn geschickt“, konterte Györkös in einer Stellungnahme auf Facebook: „Die Migranten sind einfach in Richtung Deutschland weitermarschiert.“
Griechenland ist Schengen-Land
Blüm, der die Nacht von Samstag auf Sonntag im Flüchtlingscamp in Idomeni verbracht hatte, schrieb in dem Gastbeitrag für den Tagesspiegel zudem, die Flüchtlinge, die über Ungarn nach Deutschland kamen, hätten ihren Asylantrag in Ungarn stellen müssen, „weil sie dort das Gebiet der EU erstmals betreten hatten“.
Dies sei falsch, denn die Asylbewerber hätten nicht in Ungarn erstmals EU-Gebiet betreten, meinte der Botschafter. „Meinen Kenntnissen nach ist Griechenland auch ein EU-Mitgliedsland. Sogar Mitglied des Schengen-Raums. Diese Menschen waren also schon einmal im Schengen-Raum, bevor sie an der grünen Grenze zwischen Ungarn und Serbien angekommen sind.“
400.000 Migranten durchquerten Ungarn
Bereits am vergangenen Wochenende hätte Györkös „etwas Neues“ über sein Land im Spiegel erfahren können. Dort sagte Bundesjustizminister Heiko Maas: „Ungarn gab den Flüchtlingen nicht einmal Wasser und Brot.“ Premier Viktor Orbán hätte gedroht, die Menschen mit Gewalt zu evakuieren.
„Nun die Fakten“, erwiderte Györkös: „Letztes Jahr marschierten ca. 400 000 Migranten durch Ungarn, bis wir es aus eigener Kraft geschafft haben, die grüne Außengrenze des Schengen-Raums unseren internationalen Verpflichtungen gemäß vollständig zu kontrollieren. Für die Asylbewerber wurde alles Nötige zur Verfügung gestellt.“
Betreuung fand nicht auf Autobahnen statt
Es sei wahr, daß die Betreuung in den Erstaufnahmestellen stattfand und nicht auf den Autobahnen oder vor dem Ostbahnhof. „Nach mehr als 20 Jahren im EU-Geschäft kenne ich aber keine europäischen Regeln, wo die Asylbewerber vorschreiben können, wo sie versorgt werden wollen“, sagte Györkös.
Der Botschafter zitierte Willy Brandt mit den Worten „Vor Tatsachen sollte man Respekt haben“. „Wir bitten um nicht mehr und nicht weniger“, denn das sei die Grundvoraussetzung für gegenseitigen Respekt. (ls)