PRISTINA. Die deutsche Botschaft im Kosovo hat vor einem „Massenexodus“ von Kosovoalbanern nach Deutschland gewarnt. Grund seien die hohen Sozialleistungen für Asylbewerber in der Bundesrepublik. „Hält der Trend an, dürften monatlich etwa 25.000 bis 30.000 Kosovaren das Land verlassen“, heißt es in einem Schreiben der diplomatischen Vertretung, das der Bild-Zeitung vorliegt.
Die Botschaft forderte demnach schärfere Abschieberegeln. „Erst wenn eine größere Anzahl von Kosovaren medienwirksam per Sammel-Charterflieger zurückkehrt, deren Verfahren innerhalb weniger Wochen in Deutschland abgeschlossen wurden, spricht sich herum, daß sich illegale Einwanderung nach Deutschland nicht rechnet.“ Nötig sei deswegen eine „Hauruckaktion des Bundes und der Länder“.
Bayern: 30 Prozent der Asylbewerber kommen aus dem Kosovo
Zu den Gründen berichtet die Botschaft, es habe sich herumgesprochen, „daß die Verfahren in Deutschland in der Tat immer noch so lange dauern, daß sich ein Asylantrag in Anbetracht der Sozialleistungen auf jeden Fall rechnet und einige Monate gutes Auskommen sichert“.
Nach Angaben der bayerischen Sozialministerin Emilia Müller (CSU) kamen fast 30 Prozent der 36.000 Asylanträge in den ersten fünf Wochen dieses Jahres von Kosovoalbanern. Laut dem Innenministerium lag diese Zahl für Januar jedoch bei 3.630. Im Vorjahr lag diese Quote noch bei vier Prozent. Sollte der Ansturm anhalten, werden bis Ende 2015 etwa 100.000 Asylbewerber allein aus dem Kosovo nach Deutschland kommen.
Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold zeigte sich empört über die Berichterstattung zu dem Thema. An Bild-Chefredakteur Kai Diekmann schrieb Giegold auf Twitter: „Hören Sie endlich auf die Fremdenfeindlichkeit Ihrer Leser zu bedienen.“ (ho)