ABUJA. Die radikalislamische Miliz Boko Haram soll im Norden Nigerias erneut mehrere hundert Mädchen verschleppt haben. Ein leitender Militär aus der Region sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters , ihm lägen Berichte von Einwohnern der Stadt Damasak vor, nach denen zwischen 400 und 500 Frauen und Kinder entführt worden seien. Ein Händler aus der Stadt, der Augenzeuge der Entführungen war, bestätigte diese Zahl. Rund fünfzig Personen seien an Ort und Stelle umgebracht, der Rest verschleppt worden.
„Wir wissen nicht, ob sie noch andere getötet haben, nachdem sie weg waren“, sagte Souleymane Ali der Agentur. Ein Beamter der Region bestätigte der Deutschen Presseagentur die Zahl von rund 350 entführten Personen. Eine offizielle Stellungnahme der nigerianischen Regierung steht jedoch noch aus. In der Vergangenheit hat Boko Haram immer wieder durch Massenentführungen vor allem von jungen Christinnen für Aufsehen gesorgt. Die Mädchen werden als Sexsklavinnen benötigt oder zwangsverheiratet.
Die moslemische Miliz kämpft seit rund sechs Jahren für die Errichtung eines Kalifats im Norden des Landes. Ihrem äußerst grausam geführten Kampf fielen bisher weit über zehntausend Menschen zum Opfer. Die Stadt Damasak an der Grenze zu Niger galt bisher als Hochburg von Boko Haram. Jedoch befindet sich die Miliz nach jüngsten Offensiven des nigerianischen Militärs in der Defensive. Vor wenigen Tagen schwor sie der irakisch-syrischen Terrororganisation Islamischer Staat die Treue. (FA)