FERGUSON. In der Stadt Ferguson im amerikanischen Bundesstaat Missouri ist es in der Nacht auf Dienstag zu heftigen Rassenkrawallen gekommen. Hintergrund ist die Entscheidung einer Jury, keine Anklage gegen einen Polizisten zu erheben, der im August den 18jährigen Afroamerikaner Michael Brown erschossen hatte.
Laut dem amerikanischen Nachrichtensender Fox News wurden Dutzende Gebäude und zwei Polizeiwagen von den zumeist schwarzen Demonstranten angezündet und Geschäfte geplündert. Zudem sollen mehr als 100 Schüsse auf die Sicherheitskräfte abgegeben sowie Feuerwehrleute beim Löschen der Brände angegriffen worden sein. Ein Polizist wurde angeschossen. Polizei und Nationalgarde setzten Tränengas, Pfefferspray und Rauchbomben ein. 29 Randalierer wurden festgenommen.
Drei Schwarze und neun Weiße in der Jury
Der Polizeichef von St. Louis, Jon Belmar, der den Einsatz verantwortete, zeigte sich erschüttert über die Gewalt. „Was ich heute Abend gesehen habe, ist wahrscheinlich schlimmer als die schlimmste Nacht, die wir im August hatten.“ Bereits nach der Tat im August war es zu heftiger Gewalt gekommen.
In Missouri muß eine sogenannte „Grand Jury“ darüber entscheiden, ob bei Verbrechen eine Anklage erhoben wird. Sie besteht aus zumeist zwölf Bürgern. In den vergangenen Wochen mußte sie entscheiden, ob gegen den Polizisten ein Prozeß begonnen werden soll oder ob die Beweise dafür nicht ausreichen. Die drei schwarzen und neun weißen Jury-Mitglieder lehnten nach der Vernehmung von zahlreichen Zeugen eine Anklageerhebung ab.
Obama verteidigt Entscheidung
Brown war von der Polizei aufgegriffen worden, nachdem er einen Schnapsladen überfallen hatte. Bei seiner Festnahme soll er laut Zeugenaussagen aggressiv auf den Polizisten zugegangen sein und wurde erschossen. Der Beamte ist nach zahlreichen Morddrohungen untergetaucht.
US-Präsident Barack Obama verteidigte die Entscheidung der „Grand Jury“. Die Vereinigten Staaten seien „eine Nation, die auf dem Rechtsstaatsprinzip gründet“. Deswegen müsse die Entscheidung akzeptiert werden. Die Familie von Brown zeigte sich unzufrieden mit der Entscheidung: „Wir sind zutiefst enttäuscht, daß sich der Killer unseres Kindes nicht den Konsequenzen seiner Taten stellen wird.“ Sie wandten sich jedoch gegen jede Gewalt bei den Protesten. (ho)