KÖLN. Die Bundesregierung ist in das Modernisierungsprogramm der in Deutschland stationierten US-Atomwaffen stärker eingebunden worden, als bisher bekannt war. Dies geht aus Recherchen des Magazins „Monitor“ des WDR hervor. Erst vor kurzem hatte diese in einer Antwort auf die parlamentarische Anfrage der Grünen behauptet, es handele sich hierbei um ein „nationales Programm“ Amerikas, bei dem Deutschland kein Mitspracherecht habe.
Tatsächlich soll die Bundesrepublik jedoch eng bei der Planung miteinbezogen worden sein, berichtet „Monitor“. Laut einem Bericht des amerikanischen Rechnungshofes gab es konkrete Absprachen zwischen Amerika und Nato-Partnerländern. Demnach habe man sich in Gesprächen 2010 „auf die zentralen militärischen Merkmale der Bombe“ geeinigt, darunter auch auf Details wie „Treffsicherheit“ und „Sprengkraft“.
Bundesregierung lenkt ein
Der Atomwaffenexperte Hans Kristensen von der Vereinigung Amerikanischer Wissenschaftler bezweifelte gleichfalls die Darstellung der Bundesregierung. Gerade die Nato-Länder, in denen amerikanische Atomwaffen stationiert sind, seien in das Projekt „direkt eingebunden“. Neben Deutschland sind das Belgien, die Niederlande, Italien und die Türkei. „Wenn man sagt, wir wissen nichts, dann ist das Unsinn“, bestätigte der ehemalige niederländische Verteidigungsminister Bram Stemerdink.
Auf Nachfrage des Magazins korrigierte die Bundesregierung bereits ihre Stellungnahme. Man sei von den zuständigen Gremien der Nato unterrichtet worden. Über den Inhalt der Gespräche könne jedoch „aus Gründen des Geheimschutzes“ nichts verlautbart werden. Die Pläne des amerikanischen Verteidigungsministeriums sehen eine Modernisierung der Atomwaffen in Deutschland vor. Unter anderem sollen hier ab 2020 neue Kernwaffen des Typs B61-12 stationiert werden. (FA)