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Wohlstand durch Unabhängigkeit

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Vlaanderen is er voor iederen“ (Flandern ist für alle da), so lautet das Motto der diesjährigen, immerhin schon der 82. Ijzerbedevaart, der traditionellen Wallfahrt zum Gedenken an die flämischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Damit verkörpert es inzwischen genau das, worum es den national gesinnten Flamen nicht geht: Aus der einstigen Demonstration für die nationale Unabhängigkeit Flanderns ist längst ein multikulturelles Festival geworden, das mit seinen Ursprüngen nur noch wenig zu tun hat.

Dies rief die nationalen Jugendgruppen Flanderns auf den Plan, um das nationale Anliegen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Und so veranstalten Voorpost, VNJ und NJSV alternativ die Ijzerwake. Organisatorisch unterstützt werden sie dabei von der einst mit den Christdemokraten verbündeten Flämischen Allianz (N-VA) und dem rechten Vlaams Belang (VB), wobei die Parlamentsparteien selbst nicht in Erscheinung treten. 1995 unternahm der VNJ den ersten Versuch, sich durch eine eigene Veranstaltung auf dem anderen Ufer des westflandrischen Grenzflusses Ijzer abzugrenzen. Seit 2003 findet die Ijzerwake jährlich im August statt.

Alle Versuche, die beiden Veranstaltungen zeitversetzt um eine Woche, jedoch am gleichen Ort, nämlich dem Ijzerturm in Diksmuide (Dixmude) abzuhalten, scheiterten, da sich das Ijzerbedevaart-Komitee jeglichen Annäherungsversuchen widersetzte und sogar juristisch dagegen vorging. Deshalb fand die achte Ijzerwake voriges Wochenende auf der „grünen Wiese“ beim Denkmal der Brüder Van Raemdonck zwischen Diksmuide und dem aus dem Ersten Weltkrieg bekannten Ypern (Ieper/Ypres) statt. Mehr als 5.000 Besucher kamen in diesem Jahr unter dem Motto „Wohlfahrt und Wohlstand durch Unabhängigkeit“ zusammen. Zur Ijzerbedevaart kommendes Wochenende werden gerade mal die Hälfte erwartet.

Nach der traditionellen Messe mit dem Gebet für das Vaterland – die Veranstaltung ist ihrem Ursprung nach eine katholische Wallfahrt und wird bis heute von der Kirche unterstützt – wurden bedeutende Förderer der flämischen Wirtschaft gewürdigt. Die anschließende Rede des flämischen Journalisten Frans Crols ließ dann viele aufhorchen: Der früher Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins Trends forderte darin, Flandern solle auf die Hauptstadt Brüssel verzichten, um so schneller die Teilung Belgiens zu erlangen. Diese angesichts der Bevölkerungsstruktur der EU-Metropole durchaus nicht unrealistische Sicht führte im Nachhinein bei VB und N-VA zu großem Unmut.

Der abschließende Aufmarsch des VNJ in seiner traditionellen Kluft und mit den Fahnenschwingern und die zum Abschluß gesungenen Nationallieder betonten den Volksfestcharakter – bei flämischem Essen und Bier klang das Fest dann traditionell und stilvoll aus.

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