Von Zeit zu Zeit erfahren wir aus den Medien, daß 15 bis 20 Prozent der Deutschen (ohne Migrationshintergrund, wie man neuerdings wohl hinzufügen muß) über ein „geschlossenes rechtes Weltbild“ verfügen, angeblich mit steigender Tendenz. Wenn man diese Aussage akzeptiert, sollten sich eigentlich einige Fragen stellen, die aber bemerkenswerterweise kaum gestellt werden. Zunächst stellt sich die Frage, was unter einem „geschlossenen rechten Weltbild“ verstanden werden darf. Ähnlich wie im Zusammenhang mit der Pisa-Studie stellt sich sodann die Frage nach der Effizienz unserer Schul- und Bildungssysteme – sowohl im Blick auf die DDR als auch auf die alte Bundesrepublik. Wie immer man diese Systeme bei allen Unterschieden im einzelnen auch beurteilen mag: Sie stimmen darin überein, daß sie vom Grundgedanken der Reedukation des deutschen Volkes bestimmt wurden und demzufolge keinesfalls ein „geschlossenes rechtes Weltbild“ vermittelt haben. Im Gegenteil! Sie haben alles getan, um jeglichen Einfluß rechter Gesinnung zu verhindern. Woher also kommt das „geschlossene rechte Weltbild“? Wie immer man auch diese Frage beantworten mag: Entscheidend ist die Antwort auf die Frage, welche erkennbaren Konsequenzen aus dem offenkundigen Desaster „antifaschistischer Pädagogik“ endlich gezogen werden. Noch mehr Geld für „antifaschistische Projekte“? Noch mehr „antifaschistische Aktionen“ gegen Rechts? Noch mehr „antifaschistische“ Aufrufe zur Gewalt gegen Rechts nach der Parole: „Schlagt die Faschisten, wenn ihr sie trefft – trefft die Faschisten, wenn ihr sie schlagt“? Noch mehr „No-go-Areas“ für Rechte nach der Devise „Kein Fußbreit den Faschisten“ oder „Nazis raus“? (Wohin eigentlich?) Bislang sind keine überzeugenden Ansätze zu erkennen, aus den Erfahrungen des Kampfes gegen Rechts realistische Konsequenzen zu ziehen. Deshalb gewinnt man mehr und mehr den Eindruck, daß die verantwortlichen Antifa-Ideologen offensichtlich kein ernsthaftes Interesse an einer Lösung dieses Problems haben. Wer sein weltanschauliches Credo und sein politisches Engagement, möglicherweise auch seine berufliche Position aus dem „Anti“ gegen den Faschismus definiert, ist selbstverständlich nicht nur aus ideologischen, sondern auch sehr persönlichen logischen Gründen auf das Feindbild „Faschismus“ so notwendig angewiesen wie der Fisch aufs Wasser. Oder welche überzeugende Erklärung sonst gibt es für die Weigerung, die bisherigen Methoden der Auseinandersetzung selbstkritisch zu überdenken? Prof. Dr. Motschmann lehrte Politikwissenschaften an der Hochschule der Künste in Berlin
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