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So frei, zu widersprechen

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Die Aufforderung linker Bundestagsparteien, den 60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai „in angemessener Weise zu würdigen“, war auch für die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG), die in Norddeutschland immer mehr zu einem Kristallisationspunkt nationalkonservativer und nationalliberaler Bestrebungen wird, der Anlaß, zu einem „Gedenktag Deutsche Erinnerungskultur“ in Hamburg einzuladen. Allerdings war die Gesellschaft nicht bereit, der von den Parteien vorgeschriebenen Deutung, der 8. Mai sei ein „Tag der Befreiung“, zu folgen; sie sorgte sich vielmehr, „daß auch der 8. Mai 2005 im Sinne bisheriger Vergangenheitsbewältigung die erkennbare Lähmung des Selbstbewußtseins des deutschen Volkes fortsetzt und vertieft“. Daher wollte sie von ihren Grundrechten der Versammlungsfreiheit und der freien Meinungsäußerung Gebrauch machen, indem sie profilierte Persönlichkeiten zu Grundsatzreferaten gewonnen hatte. So versammelten sich am vergangenen Freitag über 300 ebenso mündige wie kritische Bürger in den Mozart-Sälen der Provinzialloge in Hamburg. Bemerkenswert die Redner, die der Vorsitzende der SWG, Brigadegeneral a. D. Reinhard Uhle-Wettler, vorstellte. Der ehemalige Chefredakteur der Beilage „Aus Politik und Zeitgeschichte“ der Zeitschrift Das Parlament, Klaus W. Wippermann, schilderte unter dem Titel „die Kunst des Erinnerns“ die Pervertierung bundesrepublikanischer Erinnerungspolitik, die im wesentlichen darin besteht, die Geschichte zu Deutschlands Ungunsten ebenso zu fälschen wie zugunsten der ehemaligen Gegner. In keinem anderen Land sei es möglich, die eigenen Gefallenen des Weltkrieges unter dem Beifall der politischen Klasse zu schmähen, wie es derzeit in diesem Land tagtäglich geschieht. Zunehmend trifft dieses Gebaren auf die Verachtung maßgebender Kreise im Ausland. Geschwächt durch das permanente Einhämmern der Kollektivschuld, seien die Deutschen kaum noch in der Lage, politische Fehlentwicklungen wie Asylmißbrauch oder die internationale Ausplünderung der Bundesrepublik zu stoppen. Mit lebhaftem Beifall wurde auch das Referat von Ulrich Matthée vom Institut für Politische Wissenschaften der Universität Kiel begrüßt, der zum Thema „Das Erbe des deutschen Ostens am Beispiel Königsbergs“ ein Feuerwerk von Aperçus über die kulturellen Leistungen Ostpreußens, speziell Königsbergs, im 18. und 19. Jahrhundert abbrannte. Preußen als Vorbild für Kultur und Lebensform Er rief den Zuhörern um so schmerzlicher ins Bewußtsein, welcher entsetzliche Niedergang die Annektierung Ostpreußens durch die Siegermächte bedeutete. In der Mittagspause traf als Gast der Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann ein, der von den Besuchern der Veranstaltung mit stürmischem Beifall gefeiert wurde. Der frühere Bankier Ehrhardt Bödecker, der Schöpfer des eindrucksvollen Brandenburg-Preußen-Museums in Wustrau, präsentierte Preußen als Vorbild für Kultur und Lebensform. Preußen, so der Redner, sei ein Hort der Meinungsvielfalt gewesen, ein aufstrebendes Land vor allem junger Menschen, die von Leistungswillen und Pflichtbewußtsein geprägt waren, Königsberg eine Art kultureller Leuchtturm, der wie in die baltischen Staaten und nach Rußland ausstrahlte. Nach Bödecker könnte Preußen auf vielen Gebieten unserer heutigen Staatsführung als Vorbild dienen. Den Abschluß bildete ein Referat von Günter Zehm, emeritierter Philosophieprofessor an der Universität Jena und JF-Autor. Er nutzte das Schiller-Jahr, um den Dichter als Erzieher der Deutschen vorzustellen, eine Rolle, die von Schiller nicht angestrebt war, die ihm aber zufiel, da die Deutschen, wie Zehm ausführte, ihn geradezu liebten (siehe auch den Beitrag auf Seite 11). Er strebte die Versöhnung von Pflicht und Neigung an, wozu er prädestiniert war, weil er das Leben wie die Politik wie kaum ein anderer Dichter in allen Höhen und Tiefen kannte. „Schiller war Idealist, weil er Realist war,“ sagte Zehm. Zum Abschluß verabschiedete die Versammlung den „Hamburger Aufruf“, in dem die Volksvertreter im Deutschen Bundestag aufgefordert werden, das „reiche positive Erbe unserer Vorfahren dankbar anzunehmen, zu pflegen und öffentlich bewußt zu machen.“ Die Versammlung forderte „die Beendigung der überzogenen und unangemessenen Bußkultur, die sich in einer zerstörerischen Selbstbezichtigung und in einer Art Schuldstolz äußert, welche das Mißtrauen anderer Nationen wecken.“ Die SWG erwartet „von den Volksvertretern die gezielte Förderung von Selbstachtung und gesundem Selbstbewußtsein und damit von Vitalität und Kraft der Deutschen, um die großen Herausforderungen der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft meistern zu können.“ Abschließend sangen die Versammelten stehend die ersten zwei Strophen des „Liedes der Deutschen“ sowie die Nationalhymne.

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