Das kapitalistische System trainiert seine Polizisten – wir brauchen unser Jugendcamp um sie zu bekämpfen“, lautet der wortgewaltige Teil eines Flugblattes, das von der kommunistischen Berliner Gruppe „Revolution“ im gesamten Bundesgebiet verteilt und von Berlin aus organisiert und kontrolliert wird. Mit diesem Flugblatt sollen Teilnehmer für ein internationales kommunistisches Jugendcamp gewonnen werden, welches voraussichtlich vom 2. bis zum 6. August in Prag stattfindet. Dort soll der interessierte Jugendliche eine komplette Ausbildung zum „Revolutionär“ erhalten, die von theoretischen kommunistischen Schulungen bis zu praktischen Wehrsportübungen reicht. Wortführer und Organisator dieses Camps ist der Berliner IG-Metall Jugendbildungsreferent Martin Mitterhauser, der die Internetseiten der kommunistischen Vereinigungen „Revolution“ und „Arbeitermacht“ betreibt, in Kreisen der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) kein Unbekannter ist und gegen Honorar auch Vorträge für die IG-Metall hält, wie eine Sprecherin der Gewerkschaft bestätigte. Das Bekenntnis zur „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“, wie es im Grundsatzprogramm der IG-Metall heißt, scheint im Falle Mitterhauser außer Kraft gesetzt zu sein, denn auch in das Umfeld der vom Verfassungsschutz beobachteten marxistischen „JungdemokratInnen/Junge Linke“ soll Mitterhauser gute Kontakte pflegen. Auch das Besprühen von Wänden wird geübt Desweiteren ist Mitterhausers Unterschrift unter einem Aufruf zum 6. Antirassistischen Grenzcamp in Köln zu finden, wo die Polizei 84 Verfahren wegen Körperverletzung, schweren Raubes und Sachbeschädigung einleitete. Daß die selbsternannten „Revoluzzer“ eine gewaltbereite Gruppierung sind, beweist der „Action Workshop“ der internationalen Jugendfreizeit, wo die aus ganz Europa herangekarrten Campbewohner in Kampftaktiken geschult werden, die gezielt gegen die Staatsgewalt angewendet werden sollen. Von gewaltfreien Demonstrationen kann hier keine Rede sein, denn laut dem Informationsblatt soll „das Durchbrechen von Polizeiketten“ trainiert werden, um sich im Ernstfall bei gewalttätigen Demos möglicherweise der Verantwortung für Gewalt- und Strafakte entziehen zu können. Daneben soll auch die Verteidigung von Demonstrationszügen trainiert werden, um Versammlungen, die von der Polizei aufgelöst werden sollen, mit dem Mittel der Gewalt zu verteidigen. „Wer öffentlich aufruft, solche Handlungen schulen zu lassen, fordert auch konkludent auf, diese Handlungen zu begehen“, kritisiert Holger Bernsee vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. Über die rechtlichen Konsequenzen des Vorhabens der Linksextremisten gibt der Berliner Rechtsanwalt Harald Bensen Auskunft. Gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Landfriedensbruch können ein Strafmaß von bis zu zehn Jahren Gefängnis bedeuten, so der Jurist Bensen. Dies ist nicht die einzige problematische Anregung, die das Berliner IG-Metall-Mitglied Mitterhauser seinen gewaltbereiten Anhängern auf den Weg gibt. Auch das Besprühen von Wänden mit politischen Parolen ist im „Revo-camp“ erlernbar. Da die Urheber solcher Schmierereien später selten ermittelt werden können, wird der Steuerzahler für die entstandenen Schäden aufkommen müssen. Die Gewerkschaft weiß von den Umtrieben Daß das Camp und seine Anhänger es mit ihren radikalen Ansichten ernst meinen, zeigen nicht nur die zu Gewalt anregenden Workshops, sondern auch die angebotenen Seminare, in denen über die „sozialistische Weltrevolution“ und die „heuchelnde Demokratie“ referiert werden soll. Ob Mitterhauser bei diesen Seminaren, die mit dem Grundgesetz nur schwer vereinbar sein werden, einer der Referenten sein wird, ist zwar ungewiß. Fest steht allerdings, daß das „Camp für angehende Revolutionäre“ mit Wissen der IG-Metall stattfindet, wie eine Sprecherin des Berliner Büros im Gespräch mit der jungen freiheit bestätigte. Wem eine Woche „kommunistische Weltrevolution“ in Prag nicht genügt, der kann sich zwei Wochen später der „Arbeitermacht-Sommerschulung“ anschließen, die ebenfalls von einer Gruppe Mitterhausers organisiert wird und voraussichtlich dem „Klassenkampf in Europa“ und dem Aufbau einer „neuen Internationalen“ dienen soll. Daß die IG-Metall mit Mitterhauser einen Linksextremisten als Funktionsträger in ihren Reihen hat, zeigt, wie wenig Berührungsängste es in den Reihen der demokratischen Linken gegenüber dem militanten Linksextremismus gibt.