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Hinter den Kulissen brodelt es

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Hinter den Kulissen brodelt es

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Spielt Mesut Özil nun für Deutschland oder doch für die Türkei? Hinter den Kulissen des deutschen wie des türkischen Fußballverbandes brodelte es lange. Nun ist es entschieden. Bundestrainer Jogi Löw hat den 20jährigen Bundesligaspieler (Werder Bremen) für die Nationalelf nominiert und so die Entscheidung herbeigeführt. „Ich spüre auch Verantwortung wegen der Integration in Deutschland und bin sicher, daß es der richtige Schritt ist, den ich gemacht habe“, erklärte der gebürtige Gelsenkirchener. In Polen herrscht große Verärgerung Ein Fall scheint gelöst – einer von vielen. Denn es toben einige Kämpfe um Spieler, die für mehrere Länder einsatzberechtigt sind. Begehrt sind beispielsweise die Talente mit türkischen Wurzeln, die in Deutschland geboren sind. Entsprechend unterhält der türkische Verband in Köln ein Europabüro, um potentielle Stars von morgen für die Türkei zu gewinnen. So kommt es, daß seit 1998 200 Jugendspieler aus Deutschland in türkischen Juniorennationalmannschaften eingesetzt wurden. Mittlerweile bemüht sich auch der DFB um diese Spieler. Dabei fällt auf, daß den Türken das Bekenntnis zur Türkei ganz zentral ist. „Das türkische Trikot ist heilig. Wir werden in Rücksprache mit Nationaltrainer Fatih Terim niemals einen Spieler überreden, für unser Land zu spielen“, betont Hakan Eseroğlu, Geschäftsführer des dreiköpfigen Kölner Büros, gegenüber dem Fußballkultur-Magazin 11 Freunde (12/08). Dieser Stolz wird von deutscher Seite nicht eingefordert. Laut DFB-Präsident Theo Zwanziger will man „Integration leben, was sich auch in der Zusammensetzung unserer Auswahl- und Nationalmannschaften zeigt“. Je höher der Anteil von Spielern mit ausländischen Wurzeln, desto größer die Integrationsleistung – so die Maxime. Da wird dann großzügig darüber hinweggesehen, wenn Serdar Tasci sich dem Singen der deutschen Hymne „aus Respekt der Türkei gegenüber“ verweigert. „Ein polnisches Herz“ hat nach eigenem Bekunden Aussiedler Lukas Podolski aus Gleiwitz (Gliwice). Auch Miroslav Klose (Oppeln/Opole) und Piotr Trochowski (Dirschau/Tczew) kamen als Aussiedler in die Bundesrepublik. Letzterer entschied sich gegen den Willen seiner Mutter für Deutschland. Gegenüber polnischen Medien erklärte Trochowski: „Ich bin Deutscher, und dazu stehe ich auch.“ In Polen herrscht große Verärgerung darüber, daß viele in Polen geborene Akteure für deutsche Auswahlmannschaften spielen. In der Regel handelt es sich allerdings um deutsche Aussiedler. Deshalb ist fraglich, ob in der Vergangenheit – von Podolski abgesehen – eine frühzeitige Kontaktaufnahme zu einem polnischen Erfolg geführt hätte. Nach Miro Klose jedenfalls hatte der damalige polnische Nationaltrainer Jerzy Engel seine Fühler ausgestreckt – und erhielt eine Absage. Trotzdem sah sich der polnische Verband genötigt, seine hiesigen Bemühungen um Spieler zu intensivieren, die eine Verbindung mit Polen aufweisen. Und tatsächlich verbucht Jugendnationaltrainer Michal Globisz erste Erfolge. Mit David Blacha, Alan Stulin, Lukas Olbrich und Martin Zakrzewski erklärten bereits vier Jungspunde ihre Bereitschaft, für Polen zu spielen. Die Kinder werden nicht türkischer, sondern deutscher „Den Krieg gegen Polen um unsere Talente führen unsere Nachbarn mit Entschlossenheit, und ihre größten Triumphe sind Podolski und Klose, doch jetzt besteht Aussicht für uns, die Verluste ein wenig abzuarbeiten“, erdreistete sich die Warschauer Zeitung Super Express. Dabei wird völlig unter den Teppich gekehrt, daß Podolski und Klose wie auch die anderen umworbenen Akteure ihre fußballerische Ausbildung ausschließlich im DFB-Bereich erhielten. Natürlich spielen bei den Profis pragmatische Überlegungen eine zentrale Rolle. So war der gebürtige Gleiwitzer Sebastian Boenisch (Werder Bremen) kurz vor seinem 21. Geburtstag, dem Stichtag für Doppelstaatler, ziemlich wankelmütig, da ihn eine EM-Teilnahme gereizt hätte. Eine Nominierung für Polen schien denkbar, während er in den Plänen von Bundestrainer Löw keine Rolle spielte. Weil ihm die Anfrage aus Polen aber nicht konkret genug war, fiel die Wahl dann doch auf den DFB. „Oft entscheiden sich die Spieler für die Auswahl, in der sie auf ihrer Position am meisten Chancen auf eine Berufung sehen“, behauptet Erdal Keser, Pionier des türkischen Europabüros. In diesem Sinne wertet Eseroğlu Özils Haltung als Entscheidung für dessen Karriere. Allerdings räumt der Geschäftsführer gegenüber 11 Freunde auch ein: „Die Kinder der Deutsch-Türken werden nicht türkischer, sie werden deutscher.“ Mit einem Ende der Kämpfe ist trotzdem nicht zu rechnen. Allein der hohe Anteil an Spielern mit nichtdeutschen Wurzeln im Juniorenbereich birgt genug Potential für künftigen Streit.

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