74 Minuten verbrachte der deutsche Durchschnittszuschauer zu Beginn des Irak-Krieges täglich vor dem Fernseher. Zu 44 Prozent wurde das Bedürfnis nach Informationen von den Sendern der ARD befriedigt. Das Erste nimmt für sich in Anspruch, zuerst den Kriegsbeginn vermeldet zu haben. Bei soviel Seriosität müssen die Privatsender Alternativen ausloten, um nicht Zuschauer an das öffentlich-rechtliche Fernsehen zu verlieren. Und siehe da – trotz Krieg und Elend konnte man auch wieder mit Reality-TV punkten. Eine Woche war der Krieg alt, da wechselten die Zuschauer zurück zur privaten Konkurrenz: Big Brother startete mit guter Quote die vierte Staffel. Der große Vorteil der Containershow gegenüber den Kriegsberichten ist die Interaktivität. Ulf oder Nadja kann man abwählen. George oder Saddam sitzen im Oval Office oder sind inzwischen nicht mehr zu lokalisieren. Und es gibt keine 0190-Nummer, um einen der beiden vom Bildschirm zu entfernen. Mit 16,7 Prozent Marktanteil bei der werberelevanten Zuschauergruppe konnte RTL2 dreimal so viele Zuschauer begeistern wie sonst. Der Untertitel der neuen Big Brother-Folgen ist „The Battle“. Damit treten die Produzenten gezielt an frühere Tagesschau-Gucker heran. Man könnte RTL2 fast der Produktpiraterie bezichtigen. Dann fiel den Verantwortlichen aber auf, wie makaber der Untertitel vor dem Hintergrund des Kriegs ist. Also ergänzten sie den Untertitel um einen Unteruntertitel: „War Is Not The Answer!“