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Wie im Mittelalter: Rüstungen: Im Feuer geschaffen

Wie im Mittelalter: Rüstungen: Im Feuer geschaffen

Wie im Mittelalter: Rüstungen: Im Feuer geschaffen

Teilnehmer in Rüstungen beim Ritterfest auf Burg Posterstein in Thüringen Foto: picture alliance / Carsten Koall/dpa-Zentralbild/dpa | Carsten Koall
Wie im Mittelalter
 

Rüstungen: Im Feuer geschaffen

Mittelaltermärkte, Ritterfeste und „Reenactment“ boomen seit Jahren. Passend dazu hat sich in Deutschland eine kleine Szene waschechter Rüstungsschmieden etabliert. Werkstätten mit Weltruf erreichen über die Landesgrenzen hinweg berühmte Kunden.
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Mittelaltermärkte, Ritterfeste oder die öffentliche Nachstellung alter Schlachten, „Reenactment“, sind seit Jahren am Boomen. Wer in der Szene wirklich dazugehören will, kann sich jedoch nicht einfach in seiner modernen Alltagskleidung präsentieren. Ob bei einer der zahlreichen Veranstaltungen oder Fotoshootings für den eigenen Instagram-Account, die Historien-Fans legen großen Wert auf ein dem Anlaß angemessenes Erscheinungsbild.

Während die einen dabei vor allem ihrer Phantasie freien Lauf lassen, legen andere großen Wert auf höchstmögliche Authentizität. Wo eine Nachfrage ist, entsteht immer auch ein Angebot, das sie bedient. So hat die Auferstehung der alten Schwert- und Rüstungszeit auch einige ausgestorben geglaubte Berufe wiederbelebt. Dabei lockt vor allem auch der gute Ruf der deutschen Handwerkskunst Kunden aus der ganzen Welt an.

Werkstätten mit Weltruf und berühmten Kunden

Im nordrhein-westfälischen Witten hat die Werkstatt von Enric Pujol ihren Sitz. Inspiriert durch die „Herr der Ringe“ -Bücher seiner Kindheit hat sich der ehemalige Lehrer irgendwann dazu entschlossen, selbst Kleidung im Stile der literarischen Schlachtenbummler seiner Jugendträume herzustellen. Anfangs nur für den Eigengebrauch gedacht, ist die Sache, wie Pujol selbst sagt, schnell eskaliert und wurde somit zu seinem Hauptberuf.

Bis nach New York und Singapur liefert der Kunsthandwerker inzwischen seine mit viel Liebe zum Detail hergestellten Kostüme. Ob Ritterrüstung oder Wikinger-Montur, bietet er alles an, was das Herz des modernen Mittelalterfreunds begehrt. Viele der Stücke, die er in seinem Atelier verkauft, werden nach Maß von Hand angefertigt. Das macht sich selbstredend auch bei den Preisen bemerkbar. Ein Einzelstück aus der „Rüstungsschmiede“ in Nordrhein-Westfalen kann schon mal 2.000 bis 3.000 Euro kosten. Sie sind also eher nichts für die gemeine Karnevals-Party in der Eckkneipe.

 

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Leben wie ein Schmied damals

Wer auf der Suche nach Accessoires ist, die seine altertümlichen Kostümierungen noch authentischer wirken lassen, der dürfte im Netzladen avalon-mittelalter.com oder bei den Mittelaltermarktständen von Andy Vogel fündig werden. Der Schmied aus dem oberfränkischen Dorf Hüttung stellt in seiner Werkstatt genaue Nachbildungen alter Fibeln her. Die Gewandnadeln wurden von der Bronzezeit bis ins Hochmittelalter getragen, um Umhänge und Mäntel oder Kleider zusammenzuhalten.

Auf rund 1.000 Grad muß das Messing für die praktischen Schmuckstücke, die er auch online verkauft, erhitzt werden, damit es in die Formen, die Vogel nach Vorlagen aus Fachbüchern fertigt, gegossen werden kann. Eine schweißtreibende und nicht ungefährliche Tätigkeit, die der Schmied aus Leidenschaft gern auf sich nimmt. Ist sie für ihn doch nicht nur Beruf, sondern Berufung. So sehr, daß er seine mittelalterliche Handwerkskluft auch im Alltag trägt.

Zu besonderen Anlässen greift er zudem zu Schwert, Schild und Helm und kleidet sich in einer Ritterrüstung – natürlich aus eigener Fertigung. Um die 1.000 Stunden Arbeit hat der Oberfranke in sein Kettenhemd, für das er jeden einzelnen Ring selbst hergestellt hat, investiert.

„Live Action Role Playing“

Wie aufwendig dieser Prozeß ist, zeigt die Internetseite ironskin.com. Hier kann man „alles über das genietete Kettenhemd“ erfahren, wie die englischsprachige Website verspricht. Für besonders Interessierte wollen die Betreiber künftig auch Wochenendseminare anbieten, bei denen die Teilnehmer in die Grundzüge der alten Handwerkskunst eingeführt werden sollen.

Einige Werkstätten haben es zu Weltruhm und bekannten Kunden gebracht. So werden die Rüstungen für die Schweizergarde des Papstes in der kleinen Familienschmiede Schmidberger im österreichischen Molln hergestellt.

Wer es lieber ein bißchen actionreicher hat, kann sich in einem der inzwischen in der ganzen Republik ansässigen LARP-Vereine anmelden (Live Action Role Playing). Dabei handelt es sich um mehrtägige Fantasy-Rollenspiele. 500 bis 600 solcher Events finden in Deutschland im Jahr statt. Bei diesen können die Teilnehmer fiktive Figuren darstellen, bei denen sie frei improvisieren dürfen. Alles im Rahmen der vorab festgelegten Charaktereigenschaften und in der richtigen Kleidung versteht sich.

Teilnehmer in Rüstungen beim Ritterfest auf Burg Posterstein in Thüringen Foto: picture alliance / Carsten Koall/dpa-Zentralbild/dpa | Carsten Koall
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