BERN/PIRNA. Der Gründer und Chef des Radiosenders Kontrafunk, Burkhard Müller-Ullrich, hat sich über die Solidarität mit seinem Projekt erfreut gezeigt. Seit der Kündigung des Bankkontos habe Kontrafunk „einen Mordszuspruch“ erhalten, sagte Müller-Ullrich gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. „Die Leute haben die Nase voll und fühlen sich von solchen Geschichten bestätigt. Unsere Einschaltquote wächst. Daher sage ich: Danke Volksbank Pirna.“
Insgesamt sei die Kündigung eine „Riesenüberraschung“ gewesen, betonte der ehemalige Redakteur des öffentlich-rechtlichen Deutschlandfunks. Die Volksbank Pirna habe das Projekt vor anderthalb Jahren mit offenen Armen empfangen, einige Mitarbeiter hätten sich sogar „als Kontrafunk-Fans geoutet“.
„Ich vermute daher, daß der Befehl zur Kündigung nicht aus Pirna kam“, betonte er. In jüngster Vergangenheit seien bereits der AfD in Nordrhein-Westfalen sämtliche Konten, die diese bei der Volksbank geführt habe, gekündigt worden. Beide Banken gehören zum Verbund der DZ-Bank aus Frankfurt.
Kontrafunk-Chef: „Vielleicht wollte sich da ein Jungspund profilieren“
Er könne sich durchaus vorstellen, daß solche Entscheidungen vom Innenministerium ausgingen – oder Folge eines Personalwechsels innerhalb der DZ seien, sagte der Kontrafunk-Chef. „Vielleicht wollte sich da ein Jungspund profilieren.“
Juristisch zur Wehr setzen will sich Kontrafunk nicht. „Wir sind eine Schweizer Aktiengesellschaft und haben kein Anrecht auf ein deutsches Konto.“ Ob in Deutschland ein weiteres Konto eröffnet werden solle, sei noch unklar. „Die Frage ist ja, ob es nicht bei der nächsten Bank wieder so laufen würde. Wir haben nicht viel Vertrauen in Banken, die uns anschreiben – am Ende werden solche Sachen ja doch von oben entschieden.“
Radiosender des konservativen Spektrums
Dem Radiosender war am Mittwoch mitgeteilt worden, daß sein deutsches Geschäftskonto ohne Angaben von Gründen gekündigt werde. Bis zum Kündigungsdatum, den 31. März, solle sich das Projekt eine neue Bankverbindung suchen und sämtliche Zahlungsvorgänge umstellen, heißt es in dem Schreiben. Nach diesem Stichtag solle das Konto endgültig aufgelöst werden.
Auf X betonte Kontrafunkt, es sei von der Bank „rausgeworfen“ geworden, obwohl ihr Firmenkonto stets „im Haben war uns null Risiko“ darstellte. Die Kontoführungsgebühren hätten bei beinahe 6.000 Euro gelegen.
5.765 Euro: soviele Kontoführungsgebühren hat die Kontrafunk AG im vergangenen Jahr an die Volksbank Pirna bezahlt für ein Konto, das immer im Haben war und null Risiko darstellt. Also kein schlechtes Geschäft für die Bank. Trotzdem wurden wir soeben rausgeworfen. Natürlich ohne…
— kontrafunk (@kontrafunk) February 5, 2025
Kontrafunk ist ein seit 2022 existierender Internet-Radiosender, der ein Gegengewicht zum deutschen öffentlich-rechtlichen Medienangebot bieten will. Mehrere bekannte Publizisten des konservativen Spektrums wie Norbert Bolz, Birgit Kelle oder Matthias Matussek arbeiten regelmäßig mit dem Medium zusammen. (lb)