Anzeige
Anzeige

„Stasi-Strategie“: Böhmermann zerrt rechten YouTuber an die Öffentlichkeit – der reagiert

„Stasi-Strategie“: Böhmermann zerrt rechten YouTuber an die Öffentlichkeit – der reagiert

„Stasi-Strategie“: Böhmermann zerrt rechten YouTuber an die Öffentlichkeit – der reagiert

ZDF-Moderator Jan Böhmermann und der YouTube-Kanal „Clownswelt“.
ZDF-Moderator Jan Böhmermann und der YouTube-Kanal „Clownswelt“.
Kreuzzug „gegen Rechts“: ZDF-Moderator Jan Böhmermann während seiner „Enthüllung“ von „Clownswelt“. Foto: ZDF Neo Magazin Royale / Screenshot JF
„Stasi-Strategie“
 

Böhmermann zerrt rechten YouTuber an die Öffentlichkeit – der reagiert

Jan Böhmermann enthüllt die Identität eines rechten YouTubers, der bislang bewußt anonym blieb. Zuvor hatten der ZDF-Mann und die Zeit selbst das private Umfeld des Angeprangerten auskundschaften lassen. Der meldet sich nun zu Wort.
Anzeige

MAINZ/HAMBURG. Veröffentlichungen des ZDF-Moderators Jan Böhmermann und der Wochenzeitung Die Zeit gegen den Betreiber des rechten YouTube-Kanals „Clownswelt“ haben für Empörung im Netz gesorgt. Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ und die Zeit hatten am Freitag den Vornamen, die Initiale des Nachnamens und weitere, teils sehr private Details des Kanalbetreibers beziehungsweise zu dessen Leben publik gemacht.

Nutzer in den sozialen Netzwerken empörten sich über das Vorgehen der Journalisten. Der Publizist Marc Friedrich sprach von „reinster Stasi-Zersetzungsstrategie“. Die Publizistin Anabel Schunke sah „totalitäre Methoden“ am Werk. „Böhmermann ist ein Widerling. Und wir wissen, daß dieselben Leute, die das jetzt beklatschen, rumheulen würden, wenn es um Linksradikale gehen würde.“

Böhmermann beschert „Clownswelt“ Abonnenten-Regen

Für den enthüllten YouTuber hat der Vorgang Konsequenzen. Wie er am Sonntag in einem neuen Video angab, wurde er aus einer Band, in der er Musik machte, rausgeworfen. Zugleich bescherte die Aktion ihm einen Abonnenten-Regen. In Böhmermanns Sendung zählte der Kanal „Clownswelt“ noch 227tausend Abonnenten. Am Sonntagnachmittag waren es bereits mehr als 280tausend. Außerdem wurden in einer Spendenaktion mehr als zehntausend Euro für den YouTuber gesammelt.


Der Angeprangerte bedankte sich am Sonntag beim „politisch-medialen Komplex“, der den Streisand-Effekt offenbar nicht verstanden habe. Böhmermann und der Zeit warf er eine Inquisition und Stasi-Methoden vor. Sie benähmen sich „wie Politkommissare, die öffentlich über die ideologische Unreinheit meiner Person aufklären wollen“.

ZDF-Mann spricht von „YouTube-Nazis“

Es gehe ihnen darum, ihn „für meine Meinung zu bestrafen und im Idealfall in die Aufgabe dieser Tätigkeit zu zwingen“. Seine Person habe er bislang geheimgehalten, „weil man in dieser Republik mit abweichender Meinung gerne von linker Seite sein Auto angezündet oder seinen Schädel mit einem Hammer eingeschlagen bekommt“. Der YouTuber glaubt, daß ihn Leute aus seinem privaten Umfeld „verraten haben“. Böhmermann behauptete hingegen, über ein Bild auf die Identität des Mannes gestoßen zu sein.

Die Zeit und Böhmermann rechtfertigen ihr Verhalten damit, daß der Kanal „Clownswelt“ sich als Teil des Vorfelds der AfD begreift, die wiederum rechtsextrem sei. Böhmermann ließ sich in seiner Sendung auch über weitere, so der ZDF-Mann, „YouTube-Nazis“ aus, darunter der „Ketzer der Neuzeit“ und „Aktien mit Kopf“. Er beschwerte sich darüber, daß YouTube Werbung vor den Videos von „Clownswelt“ zuläßt. „Faschismus präsentiert von Lieferando.“

Die Zeit suchte einen Professor des YouTubers auf

Die Zeit wiederum warf „Clownswelt“ „Haß und Hetze“, auch Antisemitismus, vor. Der YouTuber zerre „seine Opfer mit Foto und Namen in die Öffentlichkeit“. Die Recherche solle zeigen, wie sich „ein junger Mann in kurzer Zeit radikalisieren konnte“ und „wie eine kaum beachtete rechtsextreme Subkultur im Internet funktioniert“. Das öffentliche Interesse überwiege „den Wunsch nach Anonymität“.

Der Artikel der Wochenzeitung legt jedenfalls in Teilen selbst offen, wie bei der Recherche vorgegangen wurde. So wird „ein Bekannter“ des YouTubers angeführt, der sage, daß diesem in der Familie „selten Grenzen gesetzt worden“ seien. Auch mit einem Uniprofessor des YouTubers hat die Zeitung gesprochen. Selbst über eine gescheiterte Beziehung schreibt sie.

Und dann werden die Eltern informiert

Am Ende scheuten die Reporter auch nicht davor zurück, vor dem Elternhaus des Mannes aufzuschlagen. Als die Eltern erfahren hätten, „was ihr Sohn im Internet veranstaltet“, hätten sie es nicht glauben wollen, heißt es im Artikel. „Offenbar kannten nicht einmal seine Eltern die dunkle Seite“ des dann namentlich Genannten.

Böhmermann wiederum beschrieb die Recherchemethode so: „Wir haben seine ehemalige Band durchleuchtet, mit seinen Bekannten und Verwandten gesprochen, seine Uni besucht, alles mit anderen Quellen doppelt und dreifach gegengecheckt, wir haben sogar seine Stimme wissenschaftlich abgleichen lassen. Und dann waren wir uns sehr, sehr sicher: Einer der wichtigsten rechtsextremen Internetpropagandisten und AfD-Steigbügelhalter ist im wahren Leben ein 29jähriger Metal-Gitarrist aus einem kleinen Örtchen in Nordrhein-Westfalen.“ (ser)

Kreuzzug „gegen Rechts“: ZDF-Moderator Jan Böhmermann während seiner „Enthüllung“ von „Clownswelt“. Foto: ZDF Neo Magazin Royale / Screenshot JF
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag