BERLIN. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat mehr Diversität in seinen Sendungen und der Belegschaft angekündigt. „Nur mit einem vielfältigen Programm erreichen wir ein vielfältiges Publikum. Das aber setzt voraus, daß auch die Redaktionen und Programmteams so besetzt sind, daß sie unterschiedliche Lebenswirklichkeiten und Perspektiven in ihre Arbeit einbringen. Denn nur Diversität erzeugt Diversität“, sagte die RBB-Intendantin und ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger am Donnerstag bei der Vorstellung der „Diversitätsstrategie“.
Diese sieht mehrere Maßnahmen vor, darunter die Beteiligung an der „50:50-Challenge“ nach dem Vorbild der britischen Rundfunkanstalt BBC. „Seit November messen mehrere Redaktionen im RBB in einer Probephase, wie Geschlechterdiversität in Sendungen und Programmstrecken abgebildet wird. Künftig sollen auch Aspekte wie Einwanderungsgeschichte oder Behinderung miteinbezogen werden“, erklärte der RBB. Die bisherigen Erfahrungen zeugten von einer stärkeren Publikumsbindung und steigender Programmqualität.
Daneben werde es neue Formate geben, die sich an „bisher wenig erreichte Zielgruppen“ richten sollen. „Zu mehr Diversität, Chancengleichheit und einem vorurteilsfreien Arbeitsumfeld tragen unter anderem interne Schulungsmaßnahmen und Informationsangebote für Führungskräfte und Mitarbeitende bei.“
„Wir sind immer noch sehr geprägt von Mehrheitsansichten“
RBB-Intendantin Schlesinger hatte sich bereits in der Vergangenheit immer wieder für mehr Vielfalt stark gemacht. „Man merkt: Wir sind immer noch sehr geprägt von Mehrheitsansichten und der Mehrheitsgesellschaft. Und ich glaube, das können wir uns nicht mehr leisten“, kritisierte sie im Oktober. Ein Viertel der Menschen in Deutschland habe mittlerweile einen Migrationshintergrund. In Berlin sei die Zahl mit 35 Prozent noch wesentlich höher, Tendenz steigend. „Wer, wenn nicht wir, bietet diesen Menschen etwas an?“
Nicht nur der RBB, auch die ARD insgesamt will laut Programmdirektorin Christine Strobl den Fokus künftig auf weitere Zuschauergruppen legen. „Wir müssen endlich sichtbar werden für die vielen Menschen, für die die ARD bisher überhaupt nicht auf ihrer Medienspeisekarte steht“, betonte Strobl vor einer Woche dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gegenüber.
„Wie viele Menschen leben hier in Deutschland, sind hier geboren, haben einen deutschen Paß, zahlen den Rundfunkbeitrag und haben Eltern oder Großeltern, die aus Spanien, Rußland, Italien, Portugal oder der Türkei gekommen sind – und tauchen bei uns im Programm kaum auf?“ Diesen Menschen müsse man das Signal geben: „Wir sind für euch da. Wir nehmen euch wahr.“ (ls)