BERLIN. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl hat sich dafür ausgesprochen, das Thema „Migration“ zu einem Schwerpunkt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu machen. „Wir müssen endlich sichtbar werden für die vielen Menschen, für die die ARD bisher überhaupt nicht auf ihrer Medienspeisekarte steht“, betonte Strobl am Freitag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gegenüber.
„Wie viele Menschen leben hier in Deutschland, sind hier geboren, haben einen deutschen Paß, zahlen den Rundfunkbeitrag und haben Eltern oder Großeltern, die aus Spanien, Rußland, Italien, Portugal oder der Türkei gekommen sind – und tauchen bei uns im Programm kaum auf?“ Diesen Menschen müsse man das Signal geben: „Wir sind für euch da. Wir nehmen euch wahr.“ Als Beispiel für Sendeformate mit dem Thema „Migration“ nannte Strobl die im März erscheinende Serie „All in“, bei der sich ein ausreisepflichtiger Inder mit einem spielsüchtigen Deutschen anfreundet.
Strobl: „Wir haben Teile der Bevölkerung verloren“
Strobl begründete ihre Forderung mit der wachsenden Kritik an den öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland. „Wir haben Teile der Bevölkerung verloren“, mahnte sie. Außerdem müsse die ARD in Zukunft beispielsweise auch verstärkt die Perspektive von Homosexuellen und Ostdeutschen einnehmen. Christine Strobl ist die Tochter des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) und mit dem Landesvorsitzenden der Christdemokraten in Baden-Württemberg, Thomas Strobl, verheiratet und selbst CDU-Mitglied.
Der Geschäftsführer der ARD-Tochter Degeto, Thomas Schreiber, äußerte sich ähnlich. „Um überlebensfähig zu sein, müssen wir Programm für alle machen“, unterstrich er. Momentan hätten die Öffentlich-Rechtlichen ein eher altes Publikum. „Das ist aber nicht der Weg in die Zukunft“, warnte er. Deshalb setze er sich ebenfalls dafür ein, den Fokus auf neue Zielgruppen zu legen. „Wir werden nicht jede Fragmentierung der Gesellschaft abbilden können, aber wir müssen als ARD dringend diverser werden. Da geht es nicht nur um Frauen und Männer oder Alt und Jung, da geht es auch um Ost und West, um Stadt und Land, um Migration und Nichtmigration.“
In der Vergangenheit wurde in Deutschland immer wieder über die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks diskutiert. Zuletzt hatte die Vorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandner, eine Verkleinerung der Sendeanstalten ins Spiel gebracht. Außerdem monierte sie die einseitige Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medienhäuser. Auch der WDR hatte zuletzt angekündigt, sich künftig verstärkt für Menschen mit Migrationshintergrund zu öffnen. (fw)